Oktober
Ewiger Wandel
Ein grauer Tag mit letztem Gold.
November naht. Die Welt verrollt
in bleichen Nebelsonnen.
Ist alles schon zerronnen?
Einst schien das Leben hell und klar.
Und nun vergeht, was einmal war.
Wie wird mir plötzlich bange!
Der Winter währt so lange!
Doch drüben, überm alten Heu,
verharren kleine Knospen neu,
verstecken sich an Zweigen,
bereit zum Frühlingsreigen.
Mein Baum mit braunen Blättern
steckt schon voll Lebensrettern.
Wir leben alle Rhythmen,
die sich dem Wandel widmen.
Dem Ende folgt ein Anfang,
und Angst und Schmerz folgt Mut.
Wird auch der Winter kalt und lang,
am Schluss wird alles gut.
31.10.2022
Sonnenschein
Oktobertag mit Sonnenschein,
mit warmer Luft
und Ernteduft
dringt mitten mir ins Herz hinein.
Oktobertag mit rotem Wein,
mit Apfelsaft
und neuer Kraft
tropft süß und schwer in mich hinein.
Oktobertag – die Krähen schrein.
Der Winter winkt,
doch Frieden blinkt.
Im Herzen bleibt der Sonnenschein.
29.10.2022
Oktoberwege
Oktoberwege, Scheidewege?
Ich gehe langsam, denke nach.
Verlass ich nun die sichren Stege?
Bin ich zu alt und schon zu schwach?
Trocknes Laub vor meinen Füßen
tanzt fröhlich einen Wirbeltanz.
Mich lässt die Lebensfreude grüßen.
Ich tauche ein in Schönheit – ganz.
Wie herrlich sind doch diese Farben,
rotbraun und golden ist die Welt.
Wen stören die paar Lebensnarben,
wenn uns das Leben sanft erhält?
25.10.2022
Herbstregen
Der Regen klopft auf meinen Schirm
und trommelt sich in mein Gehirn.
Er gluckert, klopft und spült hinweg
den Sommerstaub und Psychodreck.
Er tropft mit Macht und ohne Pause –
undankbar denk ich an zu Hause –
Jetzt füllt er schon die Manteltaschen.
Wie, was, mein Leid ist weggewaschen?
Er weicht es auf, macht es klitschnass
und spült es fort mit großem Spaß.
Für ihn gibt es nur jetzt, nicht später.
Er ist der reinste Wundertäter.
Statt lustlos lauf ich nun beschwingt
und lausche, wie sein Trommeln klingt.
Für mich ist er ein Lebensquell.
Doch schöner ist: Es wird nun hell.
21.10.2022
Couchpotato
Ein müder Tag,
mein Bein ist schwer,
das andre auch,
es mag nicht mehr.
Das Gehen ist
kein Laufen mehr,
ich stolpre kraftlos
hin und her.
Wie herrlich ist
die Couch zu Haus!
Das Fernsehn dort
fällt niemals aus.
Da zeigen andre
ihre Show.
Und ich -
bin Couchpotato froh.
14.10.2022
Nebelgeister
Gespenster geistern durch die Wälder.
Blass und wabernd tanzen sie.
Im Nebel frieren leere Felder.
Bleich versinken Gras und Vieh.
Wie wirr es wabert, heimlich winkt,
mit Spitzenschleiern reizt und lockt,
sich dreht und steigt und doch versinkt
und mich mit Blindheit plötzlich schockt!
Die Nebelfrau, sie greift nach mir,
Ihr nasser Schleier fesselt mich.
Sie flüstert leise: Bleib doch hier!
Mit letzter Kraft entfliehe ich.
12.10.2022
Plätzchen-Herbst
So manche tragen jetzt schon Glatze,
doch viele Bäume sind noch bunt.
Ich sitz am Fenster, schau und schmatze
ein Schokoplätzchen süß und rund.
Herbstblätter wirbeln wild dahin.
Sie tanzen ihren Abschiedstanz.
Ich frag mich, ob ich einsam bin,
und kaue und vergess mich ganz.
Es greift das Jahr nach seinen Kindern.
Das alles endet nur zum Schein.
Ich denk zu viel. Es wird mich hindern,
nur zu genießen und zu sein.
Ich schau hinaus: „Wozu der Frust?
Du lebst doch, wie es dir gefällt.
Genieß den Herbst voll Lebenslust!
Dir bleibt genug in deiner Welt.“
29.10.2020
Ein wahres Erlebnis von heute Nacht,
der Nacht der Zeitumstellung
Jenseits der Zeit
Auch Sommerzeiten enden schnöde
Es stoppt die Uhr des Nachts um drei.
Mein Schlaf ist herrlich tief und öde.
Da meint die Blase: Bin so frei!
Ich tappe also schlafestrunken
zu mir ins Bad mit leerem Sinn.
Nun sitz ich tief in mir versunken.
Vor meinem Fuß, da kriecht was hin!
Ich bin hellwach! Doch ohne Brille
erkenn ich nur ein Häufchen klein.
Zu groß ist dieses für ne Grille.
Es kriecht und schwankt, zeigt kriechend Bein.
Ogott, wie eklig! Renn zur Küche
und kehre wieder mit nem Glas.
Das Vieh ist fast schon fortgeschlichen.
Ich fang es ein. Was ist denn das?
Nun seh ich es. Wie mich dies freut!
Ein Krötlein glubscht und stellt sich stur.
Ne Kröte jenseits aller Zeit!
Unmögliches braucht keine Uhr.
25.10.2020
Herbstgold
Frierende Bäume im nasskalten Wind,
die Blätter verschlissen. Das Jahr still zerrinnt.
Doch plötzlich, da fällt ein leuchtender Strahl
auf dieses Gelb. Schon lodert das Tal.
Es leuchtet und strahlt im goldenen Schein.
Wie kann so viel Schönheit das Ende nur sein?
Doch plötzlich ein Windstoß zum Sturmwind auffrischt.
Der Himmel wird grau - und der Zauber erlischt.
25.10.2020
Im Dunst
Im Dunst verschwimmen Fluss und Bäume.
Der Wald trägt schon sein stilles Kleid.
Und durch die grauen, leeren Räume
fliegt einsam wie durch meine Träume
ein Rabe - jenseits aller Zeit.
18.10.2020
Herbst
Wie leuchtet die Welt!
Sie dreht richtig auf.
Doch ganz heimlich fällt
auch Schwermut darauf.
Fallende Blätter,
goldbraun und rot -
verwirbelt im Wetter.
Der Herbstwind, er droht.
Er reißt an der Mütze,
peitscht Schauer zu mir.
Mein Weg – eine Pfütze.
Was tue ich hier?
Ich spüre das Leben,
durchnässt, auch voll Frust.
Doch in dieses Weben
versink ich bewusst.
Da leuchtet die Welt
im Herbstsonnenschein.
Ein Blatt tanzt und fällt.
Es tanzt ganz allein.
11.10.2020
Trost
Sanft tröstet mich jemand:
Du bist nicht allein.
Auch Bäume, sie haben wie du eine Seele.
Euch bindet ein Band.
Du spürst es genau. Nun entscheide und wähle.
Schau hinter den Schein,
bleib nicht vor der Wand!
Ich schaue zur Sonne und lächle ins Helle.
Wie schön ist dies Land!
Wie eifrig sie murmelt, die plätschernde Quelle!
Auch ich spür das Band -
weit mehr als den Schein.
Wie gut ist es, hier unter Freunden zu sein!
19.10.2019
Regen
Es regnet, regnet endlich wieder.
Der nasse Wald singt Regenlieder.
Er platscht und tratscht und tropft versonnen.
Der Boden quatscht vor Regenwonnen.
Ich spür´ die Bäume endlos trinken
und meinen Schuh im Schlamm versinken.
Verflixt, ich tret´ in eine Pfütze!
Das Wasser spritzt mir bis zur Mütze.
Ach, Regen ist gesund und frisch!
Doch bin ich Mensch – nur ungern Fisch.
6.10.2019
Wege
Da gibt es die Wege zum Glücklichsein,
für Illusionen wie perlender Wein.
Sie prickeln und bitzeln, sind süffig und süß.
Nichts gibt es, was schäbig oder gar fies.
Dann folgen die Wege der Realität,
des Wunderns, Erschreckens. - Gesät ist zu spät.
Wege der Nöte mit bohrendem Schmerz.
Doch Einsicht und Nachsicht heilen das Herz.
Es folgen die Wege der Achtung und Güte.
Man erntet die Freundschaft, um die man sich mühte.
Verständnis und Fairness besiegten die Wut.
Auch steinige Wege sind sinnvoll und gut.
26.10.2018
Dies ist mein Herbsttag
*frei nach Friedrich Hebbel
Dies ist ein Herbsttag,
wie ich keinen sah!
Die Luft ist still,
als atmete man kaum.*
Und fröhlich rollt
die reife Eichelschar
in meine Seele
wie ein Kindertraum.
Oh, stört sie nicht,
die Feier der Natur!*
Dies ist mein Tag
voll leichter Heiterkeit.
Doch Herbstwald schenkt
sein breites Lächeln nur
dem, der ihn liebt
und dessen Herz bereit.
8.10.2018
* Textpassagen: Friedrich Hebbel
Foto: Werner, Naturforum
Mein Lebensweg
Sehnsucht, Ziele. Welt bewegen.
Mit aller Kraft ins Zeug mich legen.
Träumen, scheitern, nichts erreichen.
Geborgen fühlen, dann erbleichen.
Kämpfen, siegen, klarer werden.
Was ist wichtig hier auf Erden?
Stiller Frieden, Bäume, Wälder,
Lebenssinn – bin doch nun älter.
Froh genießen. Mich nicht spreizen.
Sinnvoll helfen und nicht geizen.
Leben spüren, mich verbinden.
Zu andren Welten Zugang finden.
Abschied üben, Schmerz zulassen.
Viel ertragen und nicht hassen.
Alt sein strengt an. Glück fliegt nicht zu.
Ich probe Wege und schnür die Schuh.
Stolpern, straucheln, wieder stehen,
und immer weiter vorwärts gehen.
Alle Wege werden enden.
Doch bleibe ich in Gottes Händen.
24.10.2016
Herbstnebel-Tropfen
Es tropft und tropft.
Wie Geister wallen
die nassen Nebel
durch meinen Sinn.
Mein Herz still klopft.
Im sanften Fallen
der Blätter tröstet
mich tief´rer Sinn.
Die Welt ist schön.
Ich schließ´ die Augen
und träum´ vom Frieden
in dieser Zeit.
Die Sommer geh´n.
Doch ewig taugen
Mut, Kraft und Hoffnung.
Ich bin bereit.
18.10.2015
Nun reift das Jahr
Nun reift das Jahr
und schenkt uns frohe Farben.
Doch heimlich gar
droht es uns schon mit Darben.
Die Kälte kriecht
klammheimlich durch die Ritzen.
Ein Reiher fliegt
und spiegelt sich in Pfützen.
Ich setze sacht
die Füße auf die Erde.
Wie Tag und Nacht
gilt auch: Vergeh´ und werde!
Mein Auge schweift
und lächelt in die Stille.
Das Jahr, es reift
und schenkt uns reiche Fülle.
26.10.14
Glück
Ist auch das Leben manchmal ruppig
und wird die Haut dann dünn und schuppig,
denk dir: Ganz ohne diese Schmerzen
wär´ Ödnis nur in meinem Herzen.
Denn Glück braucht Nöte, die mich plagen
und tiefe Trauer zum Verzagen.
Denn erst wenn Schmerz und Not verblassen,
kann froh mein Herz das Glück zulassen.
Vor Freude fang´ ich an zu schweben -
Wie reich und glücklich ist mein Leben!
19.10.14
Können und mögen
Was ich kann, ist Anteil nehmen.
Was ich mag, ist Stille.
Wenn mich fremde Lasten lähmen,
hilft nur Mut und Wille.
Doch die Liebe treibt mich an,
trägt mit alle Nöte,
wärmt und nährt und sagt mir dann:
Komm, schluck schon diese Kröte!
Was ich mag, sind Vögel, Frösche,
das Getier auf stillen Wiesen,
alte Bäume, grüne Büsche,
Menschen, die ihr Herz aufschließen.
Was ich mag, sind Wärme, Güte.
Was ich kann, ist freundlich sein.
Auch der Herbst schenkt manche Blüte,
strahlt noch mit warmem Sonnenschein.
5.10.14
Ewiges Lied
Mein Leben summt.
Es jauchzt nicht mehr.
Kein Schlagzeug, kein Fanfarenklang.
Stattdessen brummt
es sanft und schwer.
Ich stimme ein mit leisem Sang.
Die Zeit vergeht,
verändert still
den Wunsch nach dem, was mir geschieht.
Wenn Sturm auch weht,
aufheulend-schrill,
summt doch in mir mein ew´ges Lied.
2.10.14
Oktobergold
Freundlich wärmt die Sonne gold´ne Bäume.
Nun flieh´n die Geister dieser Nebelnacht.
Goldlicht durchbricht die dunklen Seelenräume,
erhellt den Wald in seiner vollen Pracht.
Oktobergold – Nichts kann mich so erfreuen
wie dieses Strahlen vor der kalten Zeit.
Der Wald schweigt still. Mit einem scheuen
Fächeln verstreut er Gold – und lächelt breit.
19.10.13
Tänzchen im Wald
Es raschelt im Wald
wie von kleinen Tritten,
als trappelten Zwerge
durchs fallende Laub.
Ich stutze und staune,
lausche den Schritten,
kann nichts erkennen
und stelle mich taub.
Doch raschelt esweiter.
Jetzt tanzen wohl Elfen
zum klackernden Rhythmus
im wehenden Wind?
Ich reib mir die Augen,
kann mir nicht helfen.
Wo nur die trappelnden
Geisterchen sind?
Und plötzlich entdeck ich
die hüpfende Meute:
Es fallen die Eicheln
und tanzen beschwingt!
Ich grüße das Völkchen
der winzigen Leute
und lausche dem Herbstlied,
das kichernd verklingt.
8.10.13
Oktoberregen
Es tropft von den Kiefern
und Traubenkirschen.
Watsch! Unter den Füßen
Sandkörner knirschen.
Nass ist der Wald.
Ich gehe und schaue
und atme tief ein
und denke, auch so muss
mein Herbstwetter sein.
Frisch ist der Wald.
Da bricht es durchs Dickicht.
Der Schreck macht benommen.
Doch folgt schon Entwarnung:
Die Pilzsucher kommen.
Reich ist der Wald.
Ich ziehe mein Messer
und äuge umher.
Dann steck ich es weg.
Der Anblick zählt mehr.
Schön ist der Wald.
7.10.13
Oktoberängste
Die ersten Blätter fallen
im golden-grünen Wald.
Und tief im Herzen hallen
zwei Worte: „Kalt“ und „alt“.
Wie Angst die Welt verschandelt
und Schmerz das Fürchten lehrt,
Sorge den Blick verwandelt
und Frieden mir verwehrt!
Schau, wie die Blätter fallen
in unbeschwertem Tanz!
Schönheit ist doch in allem
und Frieden - voll und ganz.
3.10.13