Lieblingsgedichte

aus meiner alten HP: Januar, Februar, März

 

 

 

Ein Blatt

Ein Blatt,
in kalten Winterzeiten
schon lang ergraut und fast verweht,
krallt sich noch fest.
Doch wird es gleiten
im Mai durch frühlingswarme Weiten,
bis tapfer tanzend
es zergeht.

28.1.08

 

 

 

 

Nebelstreif 

Ein Nebelstreif vor klarer Bläue!
So zaubert nur der Januar!
Hell glitzern Tränen ohne Reue,
versprechen mir ein gutes Jahr. 

Ein gutes Jahr voll neuem Leben,
voll Alter, Stille, Heiterkeit.
Verstehen möge es mir geben,
Annehmen, was im Sinn der Zeit. 

Im Sinn der Zeit liegt Voranschreiten
durch Nebel und durch Sonnenglanz.
Möge mein Horizont sich weiten
und Klarheit mich erfüllen ganz.

 7.1.08

 

 

 

 

Zum neuen Jahr

Ich wünsche uns zum neuen Jahr
das Gute, das bisher schon war,
Gesundheit, Frohsinn und Genuss
und möglichst wenig Überdruss!
Nicht Schmerzen, Sorgen, Seelenpein
mögen uns beschieden sein,
vielmehr das Glück der Heiterkeit
und freundlichen Gelassenheit!
Ich wünsche uns auf allen Wegen
aus guten Saaten Erntesegen!

31.12.05 / 1.1.06


 

 

 

Mein Weg

Ich gehe den Weg,
den keiner gegangen.
Ich stapfe und gleite,
entgleite mir fast.
Ich folge dem Ziel.
Märchenverhangen
zeigt sich die Welt,
befreit, ohne Last.

Kalt ist mein Weg
und einsam dazu.
Er zwingt mich fort
in endlose Weiten.
Ich könnte wenden
zum sicheren Steg.
Doch würde mir
dieses Ziel entgleiten.

Was suche ich hier?
Ist´s Illusion?
Wer zieht die Fäden
in diesem Spiel?
Ich lausche still
dem leisen Ton:
Ich muss hier gehen.
Mein Weg ist das Ziel.

26.1.06

 

 

 

 

 

Nasskalt

Nasskalt
umstreicht der Wind mein Gesicht.
Kahl starrt der Baum.
Bald bin ich alt,
suche das Licht
und träume den Traum
von Frühling und Lachen,
Jugend und Kraft.

Tritt fest, mein Schritt!
Droht auch der Winter
mit offenem Rachen,
er frisst dich nicht!
Sein Drohen erschlafft
und schaust du dahinter,
lächelt die Hoffnung stets unbeirrt mit. 

5.1.07

 

 

 

 

Die wilde Jagd

Sturm in den Wipfeln:
Die wilde Jagd!
Wie drohend und ächzend
der Himmel klagt!
Mit Hecheln und Jaulen
jagt Meute und Zug.
Hohl heulen die Hörner.
Gespenstischer Spuk!
Wild schwanken die Kiefern.
Erstarren zu Blei.
Plötzliche Stille.
Die Jagd ritt vorbei.

7.1.05

 

 

 

 

Freude des Herzens

Die Freude des Herzens
liegt verborgen
im glitzernden Tropfen
am taufrischem Morgen,
im Frühlingserblühen
von goldgelbem Lattich,
im Sommerglühen
auf Baumwipfeln schattig,
in Kürbissen
prall wie Mädchenpopos,
im traumlosen Schlaf
wie in Abrahams Schoß,
in Menschen,
denen ich wichtig bin,
in stillen Stunden
voll Lebenssinn.

Die Freude des Herzens
flüstert: Ich bin!

15.1.06

 

 

 

 

Abendstern

Leise senkt der Abend seine Lider,
streift mit müdem Wimpernschlag
mein zerzaustes Taggefieder,
glättet sanft und löst den Tag. 

Dunkel breitet Frieden seine Flügel,
schwebt still mit meinen Träumen fort.
Schon fliehe ich den Baum am Schattenhügel
und ziehe hin zu fernem Sternenhort. 

Dort, in des Schlafes Wiegewelten,
entblöße ich der Seele Kern.
Wo Liebe nur und Frieden gelten,
leuchtet mir hell mein Abendstern. 

17.1.03

 

 

 


Tropfendes Leben

Äste, nass glänzende Fächer - so kahl.
Schimmernde Tropfen im Winterlicht fahl. 

Wolkenschleier wie Abschied verweht.
Nassblass mein Leben. Ist es so spät? 

Doch schlafende Knospen suchen das Licht,
und Leben pulst in der Blätterschicht. 

Ich grabe mich, Wurzel, in Erde tief ein
und wachse hoch in den Himmel hinein. 

Ich träume und wache. Mein Herz taumelnd klopft.
Ich liebe mein Leben, das glitzernd vertropft. 

11.1.04 

 

 

 


Auf ein Neues 

Alternde Welten
schmerzübersät
In Sternenzelten
nun Eiswind weht 

Verglommene Lichter
Erloschener Glanz
Jugendgesichter
entfliehen nun ganz 

Dräuendes Dunkel
Unsich´rer Schritt
Ahnengemunkel
raunt in mir mit 

Endloser Bogen
von dem, was einst war
durch mich gezogen
ins neue Jahr 

Zu neuen Weiten
und klarem Licht
Alternde Zeiten
enttäuscht mich nicht

30.12.02

 

 

 

 

Mondin, stille 

Mondin, stille,
gelassen ziehst du deine Bahn.
Sanfter Wille,
belächelst Menschenwahn. 

Schau zu dir,
die du auch mich bedingst.
Bin stille hier
und lausche, wie du singst. 

Atmest ein,
dein Leib erschwillt in Fülle.
Zehrest dein,
versinkst in Trauerhülle. 

Ich atme ein
als Teil des großen Ganzen.
Stäublein klein
darf heut im Kosmos tanzen.
 
6.2.02

 

 

 

Weisheit alter Frauentage

Mondin,
Weisheit alter Frauentage,
erschließt dich mir in stummer Nacht.
Erträgst der Jugend Lustgelage,
des Lebens Freuden, Lebens Klage,
Herzglühen, -tränen  -  süße Fracht.

Mondin,
Weisheit alter Frauentage,
deckst mit blassem Tuch mich zu.
Erträgst voll Gleichmut ew´ge Frage:
Wozu bewegt mich Lust und Plage?
Wann schweigt mein Herz - wie du?

Mondin,
Weisheit alter Frauentage,
schwillst an zu sinnlich hellem Rund.
Weckst Lust auf Leben ohne Frage,
vergnügte, reiche, pralle Tage.
Jetzt lebe ich, mit vollem Mund!
 

6.2.02 


 


 

 Erdige Nacht

Schweigende Stille in dunkler Nacht
Dumpf dröhnendes Herz zur Ruhe gebracht.
Lege den Kopf in bleierne Hand.
Berge, du Nacht, mich in deinem Gewand.

Denke an Tod und Vergänglichkeit.
Grasige Erde in zeitloser Zeit.
Still ruft der Vogel, Wind rauscht im Baum,
hafte am Boden und wehe im Traum.

Grasige Erde, dein Bild webt in mir.
Tröstet die Seele und öffnet die Tür.
Frieden gibt mir die erdige Nacht.
Dröhnendes Herz zum Schweigen gebracht.

7.2.02

 

 

 


 

 Alles wird gut 

Zart zwitschern die Vögel,
noch unsicher schwach.
Ich schau in die Weite.
Das Feld liegt noch brach.
Doch drüben am Waldrand
äugt schon das Grün.
Moospolster schwellen
und Huflattich blühn. 

Ich schaue und lausche
dem uralten Klang
von Wiedererwachen
und Vogelgesang,
von Hoffnung im Herzen
und heiterem Mut,
vom Lächeln der Seele -
Alles wird gut.  

10.3.13

 

 

 

 

 

 Wind im Silberhaar 

Ein warmer Wind
zaust mir mein Haar
und flüstert lind
von dem, was war. 

Einst war ich jung,
ein heißes Blut,
voll Lust und Schwung
und Lebensmut. 

Ging meinen Weg,
auch schmerzerfüllt.
Auf morschem Steg
in Schutz gehüllt. 

Habe gelacht,
geliebt, gegeben,
vor Angst gewacht,
gespürt mein Leben. 

Nun schau ich weiter,
träume leiser.
Mein Herz, noch heiter,
hofft nun weiser. 

Sanft streift der Wind
durchs Silberhaar
und kost das Kind,
das ich einst war.  

17.3.12

 

 

 

 

 

Vorfrühlingstag
 

Dies ist mein Tag,
wenn erste Knospen schwellen,
und Sonnenschein
den Frost der Nacht erwärmt,
wenn Vogelsang
und -klang mir dunklen Sinn erhellen
und neue Hoffnung
frisch vom Frühling schwärmt. 

Dies ist mein Tag,
wenn Gräser wieder sprießen,
ein erstes Blümchen
in die Sonne äugt,
wenn alte Nöte
mich nicht mehr verdrießen
und Winters Leid
nicht mehr die Hoffnung beugt. 

Dies ist mein Tag,
wenn ich mit frischem Mute
des alten Lebens
Frühlingslieder sing,
wenn ich den Glauben
an das Schöne, Gute
in anderen und mir
erneut zum Leuchten bring.

9.3.11

 

 

 

 

 

Märzengold

Schon ist es März.
Doch schlafen noch die Blüten.
Ein Frühlingssturm fegt pfeifend durch den Wald.
Bang lauscht mein Herz
den Winden, die wild wüten.
Mein Wald und ich,
längst sind wir kalt und alt.

Es ist doch März!
Zwar ducken sich die Blüten,
doch schau, ein Lattich blinzelt hell ins Licht.
Wie hüpft mein Herz!
Die ewig neuen Mythen
des Lebens zaubern Gold auf mein Gesicht.

9.3.09

 

 

 


 

Märzentag

Dies ist mein Tag,
wenn Märzenstürme brausen
und graue Wipfel
Freudentänze drehn,
wenn Winde jaulend
durch die Herzen sausen
und müden Sinn
wie altes Laub verwehn.

Dies ist mein Tag,
wenn frische Gräser sprießen
und Veilchen blau
wie Ostereier blühn,
wenn Regenschauer
nicht den Blick verschließen
und Mut und Hoffnung
mit den Freudenfeuern glühn.

Dies ist mein Tag,
wenn Frühlingssturm mich segnet
mit frischer Fülle
für mein leeres Herz,
wenn mir mit Macht
das Leben selbst begegnet
und alles jubelt:
Endlich, endlich ist es März!

11.3.08

 

 

 


 Frühlingsschmerz 

Es döst das Gras auf braunen Dämmen
in glasig nasser Märzenluft.
Wo Eis und Schnee die Schritte hemmen,
erahn´ ich ersten Frühlingsduft. 

Schon huscht ein Rascheln durch das Röhricht,
und schüchtern gurrt ein Balzgesang.
Ich stehe, lausche, lächle töricht
und schließe meine Augen - bang. 

Ach, Jugend, bist du schnell verflossen
und Liebe, die voll Hoffnung war.
Hab´ ich die Fülle auch genossen,
so werden Träume langsam rar.  

Durch bleichen Dunst drängt sich die Sonne,
erwärmt das Rohr; es pocht mein Herz.
Auch reife Jahre sind voll Wonne!
Was wäre Freude ohne Schmerz?  

9.3.05

 

 


 

Wogendes Folienfeld

Treibende Wellen vom Südwind gebläht,
rollendes, wogendes Folienfeld.
Frühling, wie Sand mir ins Haar geweht,
steh ich im Zauber der glitzernden Welt.

Sand unter den Füßen, Lerchengesang,
wie Wasser wellende Weiten.
Schenkst, Frühling, mit brausendem Plastikklang
Hoffnung auf fruchtbare Zeiten.

Ich stehe auf uraltem Bauernland,
das Hunger wie Hoffnung einst lernte.
Heute, gefesselt im Foliengewand,
erträgt es die vielfache Ernte.

Geschundener Boden, geschundene Welt
im stürmischen Frühlingserwachen.
Du, wogendes, tobendes Folienfeld,
ich höre im Sturmwind dein Lachen.

18.3.02