Lieblingsgedichte

aus meiner alten HP: April, Mai, Juni

 

 

 

 

 

Hitze  

Brütende Hitze
trotz Schatten im Wald.
Schweigende Lüfte.
Mein Herzschlag hallt. 

Ich gehe - mehr stehe -
und lausche dem Klang
verstummender Stimmen.
Kaum Vogelgesang.  

Der Weg in der Sonne
flirrt gnadenlos heiß.
Dort tanzen die Geister
aus Feuer und Schweiß.  

Sie dreh´n sich und drohen
und täuschen dabei.
Geburten aus Hitze,
flirrend und frei.  

Ich schau in den Himmel
und suche nach Grau,
nach dräuenden Wolken
im endlosen Blau.  

Jetzt kräftiger Regen,
für alle genug!
Auch für die Geister.
Verschwunden der Spuk.    

18.6.13

 

 

 

 

  

Traumerleben 

Waldträume sind sanft,
voll innerem Frieden,
verschmelzen im Grün.
Bin nicht mehr geschieden
von Gräsern im Wind,
von Blättergefächel,
dem Huschen der Maus
und Hundegehechel,
vom samtweichen Moos,
und blühenden Wiesen,
dem Schatten im Wald
und Bäumen wie Riesen. 

Schon dehnt sich mein Ich
hoch über die Wipfel, 
umschwebt fernen Hang
hinauf bis zum Gipfel,
dehnt sich durch Schleier,
verschmilzt mit dem Licht  -
und sinkt sanft zurück.
Ein Sonnenstrahl bricht
durchs wirre Geflimmer
im Grün über mir.
Still ist´s - wie immer.
Ich bin wieder hier. 

1.6.12

 

 

 

 

 

Abendfrieden

Sanft rauscht mein Baum
und mit gesenkten Zweigen
umfängt er mich,
mild wie der Abendhauch.
Bald zieht ein Traum
zart wie ein Feenreigen
durch mein Gemüt
und schenkt mir Abendfrieden auch.

Des Tages Lasten
häng´ ich in die Zweige,
jedwedes Leid
und still getrag´ne Not.
Zeit, nun zu rasten
in des Tages Neige.
Ich trau´ dem Leben,
Traum, Trost und neuem Morgenrot.

3.6.09

 

 

 Fabel-haft

Ein Raup saß kauend im Geäst
und träumte von dem Hochzeitsfest
mit seiner Holden, die schon Falter.
Doch diese rief: "Werd erst ein Alter!
Mit Babies hab ich nichts am Hut!"

Der Raup geriet derart in Wut,
dass fliegen wollt er wie ein Falter.
Dabei verlor sehr schnell den Halt er.
Er plumpste in den See mit Schilf
und rief verzweifelt: "Holde, hilf!"

 

 

Doch diese kicherte nur dumm
und schaute sich nach andern um.
Der Raup, er rudert fast vergebens.
Wie endet manche Lieb des Lebens!

Doch eine andre Holde kam.
Zu Hilfe sie ein Blattschiff nahm.
Das rettete den Liebestollen.
Nun kaut er wieder - aus dem Vollen.

 

 

2.6.08

 

 

 

 

 

 

Waldsinnlichkeit

Tanzende Flecken
auf sonnigem Grund.
Blattschatten necken
Fingerhutmund.

Wiegt sich betörend
im warmen Duft.
Purpur beschwörend
Insekten ruft.

Willfährige Blüten,
Waldsinnlichkeit.
Uralte Mythen
liebkosen die Zeit.

Ewiges Locken,
Reifen, Vergehn.
Auch Purpurglocken
im Winde verwehn.

27.6.02

 

 

 

 


 Sommerfrieden

Buchenspitzen wedeln ins Blau
Wölkchen ziehen
Sommerfrieden - grün, blau und lau
Schatten fliehen

Treiben die inneren Stimmen im Wind
Fliehen die Sorgen, die keine mehr sind
Träumt klopfendes Herz, es sei noch ein Kind
Ach, Sommerwind

Schatten wachsen, kriechen ins Blau
Stille erwacht
Ich streife mein Haar, dies fellweiche Grau
Frieden der Nacht

7.6.03

 

 

 

 

 

Hochzeitsglocken

Ein Mensch lebt eine ganze Weile.
Käfer sind schon mehr in Eile.
Erschall´n im Wald die Hochzeitsglocken,
tun sie schon aufeinander hocken.
Und zwar gleich hier in dem Geläute.
"Bist du des Wahnsinns fette Beute?"
flüstert noch die Käferdamen.
Doch er, verliebt, sagt nur noch: "Amen!"

21.6.05

 
 

 

Und doch  

Wenn Jugendträume
auch verblassen
und müde mich
dem Alter überlassen,
trage ich doch
durch alle Lebensschmerzen
die junge Frau von einst
in meinem Herzen.  

14.5.13

 

 

 

 

 

Irgendwann 

Irgendwann
sind alle Tränen geweint,
alle Schmerzen durchlitten.
Zerstückeltes Ich
heilt - mühsam geleimt.
Genug gelitten. 

Irgendwann
ist die Welt wieder grün,
der Wald voller Wunder.
Zerstückeltes Ich
kann wieder erblühn.
Das Leben lacht bunter. 

Irgendwann
kehren Träume zurück
und Stille heißt Frieden.
Zerstückeltes Ich
lächelt vor Glück.
Richtig entschieden.  

22.5.12

 

 

 

 

 

Felsentor

In Wüsten geboren, aus glühendem Sand,
vom Wind abgeschliffen, zu Sandstein gebrannt,
durchschreite ich heute dich steinernes Tor.
Urzeitliches Raunen erzählt meinem Ohr
vom Beben der Erde, von Stürmen und Not,
vom Leben in Fülle, Gedeihen und Tod.
Felsen, uralter, beneide ich dich?
Nein, du bist das Tor. Der Tor bin ich!

28.5.05

 


 

 

 

Traumerschrecken

Die Nacht senkt leisen Frieden nieder.
Dunkel rauschend wacht der Baum.
Müde tauchen meine Lider
des Tages Sicht in Dämmertraum.

Tief fällt die Seele in Vergessen,
erdenschwer ins All verweht.
Hab ich mein Leben voll besessen,
fühl ich nun, dass es einst geht.

Ich schrecke auf, will nicht entgleiten,
suche Trost beim alten Baum.
Silberstamm, magst mich geleiten
zur Wurzel wie zum Himmelssaum.

Schweigend wiegt er seine Äste,
lächelt milde durch die Nacht:
Sind wir doch nur Zeitengäste,
von Sternenstaub hervorgebracht.

15.5.02

 

 


 

Fliederduft

Mondin, blasse, feengleiche,
schwebend in der blauen Luft,
gießt aus deinem Zauberreiche
betörend süßen Fliederduft.

Maiennacht löscht nun die Bläue.
Letzter Vogel zwitschert auf.
Sehnen, dieses süße, scheue,
rankt sich am Fliederduft hinauf.

Ich pflück dich, Mondin, aus den Zweigen,
goldne Blüte festgebannt.
Flieder nicken still und schweigen.
Ihr Duft betört das dunkle Land.

Ach, Mondin, kann ich dich nicht fassen?
Träume nur und atme schwer.
Sehnsucht muss ich ziehen lassen.
Fliederduft trägt mich nicht mehr.

18.5.02

 

 

 

 

Dennoch

Still ist´s im Wald.
Die Vögel zwitschern ferne.
Mein Herzschlag hallt,
trägt tapfer durch die Wärme.

Wir müh´n uns sehr,
mein Hund und ich, wir Alten.
Rund um uns her
spür´n wir den Frieden walten.

Die Freude bleibt.
Nur müssen wir sie finden.
Auch wenn sie schweigt,
schau: Ewig blüh´n die Linden.

18.4.13

 

 

 

Vollmond

Der Vollmond glänzt
und schließt mit Silberschimmer
die Lider mir
zu leichtem, süßem Traum:
"Schau, nun erkennst
du fern im Sternenglimmer
dein Lebensnetz
jenseits von Zeit und Raum!"

Ich träume fort.
Weit spanne ich die Flügel
und fliege heim
mit freiem, leichtem Sinn.
Hier ist mein Hort,
weit jenseits aller Hügel,
wo ich in Ewigkeit
geliebt zu Hause bin.

Ich schrecke hoch.
Das Mondlicht lockt und lächelt.
Doch wehr´ ich mich:
Nein, nein, uralter Traum,
ich lebe noch,
und kühle Nachtluft fächelt
mir süßen Duft
aus wildem Blütenbaum.

11.4.09
 

 

 

 

 Abendfrieden

Leise summt
der Abend seine Lieder.
Still und staunend
lausche ich dem Klang.
Die Amsel singt.
Der Frühling zeigt sie wieder
als Schattenriss
vorm Sonnenuntergang.

Ich werde still.
Es schweigen alle Schmerzen.
Die Welt und ich,
im Frühling sind wir eins.
Im Abendfrieden
lächeln unsre Herzen.
Das Glück der Amsel
ist nun endlich, endlich meins.

21.4.08

 

 

 

 

Mein Jahr 

Zwitschernde Welten,
blühender Mai,
grünendes Leben,
zieht nicht vorbei! 

Hitze im Himmel,
drückend wie Blei,
stoßender Atem,
auch das geht vorbei. 

Dräuende Nebel,
Krähengeschrei,
sterbende Farben.
Spätherbst: Vorbei! 

Singend im Winter,
frierend und frei,
zieh ich in Frieden,
jetzt vogelfrei.

17.4.07

 


 

 

 

 Nachtigallenlied 

So wie der Frühling seine grünen Kreise 
in Wald und Feld und in die Herzen zieht, 
so lausche ich der sehnsuchtsvollen Weise,  
der Nachtigall betörend süßem Lied.     

Ihr Zauber bannt und wiegt mich zart und leise
im Jugendtraum, der längst mein Alter flieht.  
So trage ich durch alle Lebensschmerzen 
die junge Frau von einst in meinem Herzen.

18.4.05

 

 

 

Frühlingslied

Ich liebe den Frühling,
wenn schillernd wieder ein Käfer eilt,
ein weißes Wölkchen am Himmel weilt
und Trillern und Zwitschern die Seele heilt.
Sing, mein Herz, sing!

Ich liebe den Frühling,
wenn rauschend ein lauer Westwind weht,
wiegende Weide im Knospenkleid steht,
wenn Hoffnung sich zu den Sternen bläht.
Kling, Frühlingslied, kling!

8.4.06

 

 

 

 Frühlingswind 

Zärtlicher Wind umsäuselt mein Ohr,
wachsender, schwellender Frühlingschor –
Flüstert Versprechen im Blättergeraune,
weckt schlafendes Herz, erfrorenen Sinn - 
Schon pulst das Leben in mir: Ich bin!
Wehender Wind, ich lausche und staune. 

16.4.03

 

 

 

 Nachtigallenklang 

Sanft rufst du an:
"Die Nachtigallen singen!
Du sollst es wissen.
Und ein Gruß von mir!"

Dann Jugendzeiten
im Gespräch mitschwingen.
Zwar sind wir alt,
doch gibt es noch ein Wir. 

So wie wir mühelos
uns stützten vor Äonen,
so liebevoll
erkennen wir uns nun.

Wie sich noch heute
deine Worte für mich lohnen!
Auch wenn wir längst
in andren Leben ruhn. 

Die Fülle haben
beide wir genossen.
Zwei Seelen, die
sich niemals ganz entfernt.

Ist auch die Liebe
wie die Zeit verflossen:
Wir haben die
Lektion des Lebens noch gelernt!