Juni
Fernes Grollen
Dumpf und drückend ist der Tag
und Wehmut legt sich übers Land.
Was dieses Grollen bringen mag?
Sturmregen, Hagel? Unbekannt
ist das, was droht. Vielleicht
nichts Schlimmes, sanfter Regen,
Neuanfang?
Mein Mut erreicht
auf wilden Wegen
den sichren Halt am Felsenhang.
Nun schweift mein Blick in weite Ferne.
Am Horizont erzittert Licht.
Geheimnisvolles mag ich gerne,
doch trüb und unklar ist die Sicht.
Wie dumpf und drückend ist der Tag!
Beklommenheit bedeckt das Land.
Ich frage mich, was kommen mag.
Doch das, was kommt, ist unbekannt.
23.6.2023
Waldgnom
Wer flüstert da im Blätterdach?
Wie angewurzelt bleib ich stehen.
Dort am Stamm ist nach und nach
ein kleiner, grauer Kerl zu sehen.
Nun klettert er den Baum entlang
und räkelt sich im Sonnenlicht.
Der Gnom ist klein, doch mir wird bang.
Wie runzlig ist doch sein Gesicht!
Und dieses Bäuchlein, dick und rund
mit all den Falten und den Pocken!
Er hat nicht einen Zahn im Mund!
Und trotzdem will er mich noch locken.
Nun flüstert er, was er gern möchte:
„Der Wald ist toll, doch eins ist schade:
Hier gibt´s die Nüsse und die Früchte.
Ich aber ess gern Schokolade!“
Der kleine Kerl, er sabbert schon.
Verzweifelt fang ich an zu suchen.
Da jauchzt er auf. (Dies ist mein Lohn.)
Ich hab noch Schokoladenkuchen!
Das Kerlchen schmatzt, sein Bäuchlein bebt.
Vor Freude wird das Herz mir warm.
Was hier im Wald so alles lebt,
potthässlich zwar, doch voller Charme!
16.6.2023
Blick zurück
Alte Pfade gehe ich.
Früher war´n sie unbeschwert.
Wir waren glücklich,
wussten´s nicht.
Das Leben hat uns noch gehört.
Jahre sind ins Land gegangen,
auch viel Glück und manches Leid,
wilde Sorgen, stilles Bangen –
mitgefangen, mitgehangen –
Was mir bleibt? Genutzte Zeit.
Alte Pfade gehe ich.
Ich stutze, da, ein alter Freund!
Ein letztes Drücken ist´s für mich,
denn meine Zukunft ändert sich.
Doch alle Tränen sind geweint.
Jahre sind ins Land gezogen,
Tage kommen, sanft und gut.
Im Wind seh ich die Gerste wogen,
darüber einen Regenbogen,
blau, grün und gelb und rot wie Blut.
14.6.2023
Waldzauber
Elfen schaukeln in den Zweigen.
Der Buchfink singt sein Sommerlied.
Ganz heimlich tanzen ihren Reigen
die Zwerge, die sonst niemand sieht.
Da – hör ich nicht ein leises Flüstern?
Wer badet heimlich dort im Teich?
Im Schilf daneben lauert lüstern
Pan mit der Flöte, einfallsreich.
Verwundert zwick ich mir die Wange.
Herrje, was bilde ich mir ein!
Ich staune – schaue endlos lange.
Ist dieser Zauber wirklich Schein?
19.6.2023
Päuschen
Ein Päuschen hier,
ein Päuschen da,
die Krankheit setzt mir ihre Grenzen.
Doch Sonnenflecken leuchten mir.
Ich bin im Wald dem Leben nah.
Gedanken hier,
Gedanken da.
Sie drehen sich in Endlostänzen.
Mein Herz ist immer noch voll Gier
nach dem, was ewig, klar und wahr.
Ein Päuschen hier,
ein Päuschen da.
Ich seh nichts Schlimmes in den Grenzen.
Noch winken alle Wunder mir.
Noch ist ein Hauch von Glück mir nah.
9.6.2023
Ärger
Am liebsten würd ich explodieren
und deutlich klären, welchen Schrott
der andre sagt. Ich denk: Mein Gott,
dass der sich so ne Frechheit wagt!
Jetzt muss ich diese Wand anstieren
und mühsam mich im Griff behalten.
Der Frieden zwingt mich umzuschalten,
bevor mein Herz vor Wut zerspringt.
Willst du nicht Frieden weltweit spüren?
So fange bei dir selber an!
Denn Frieden gilt nicht dann und wann:
Jetzt reagiere freundlich-mild!
7.6.2023
Zauberwort
Glitzerlicht in Buchenkronen,
Wärme, Fülle – Juniglück.
Im Tal, wo Zaubergeister wohnen,
spielt mir der Wald sein Sommerstück.
Vogelsang ist mein Begleiter.
Schatten tanzen hin und her.
Der stille Wald erfüllt mich heiter,
bin wohl ein Blatt im Blättermeer.
Zaubertal, umfängst mich wieder,
lässt mich verschmelzen mit dem Ort.
Ich ahne fernen Duft von Flieder.
„Mein Sommer“ ist das Zauberwort.
1.6.2023
Sommermorgen
Ich spüre die Luft, so zärtlich wie Flaum,
den Morgen im Wald, jeden Busch, jeden Baum.
Ich spüre den Frieden, der sorgsam mich trägt,
die ewige Freude, die alles bewegt.
Ich spüre die Angst, die zum Abschied gehört,
und Trauer, die jede Freude zerstört.
Dies alles bedeutet, am leben zu sein,
sich freuen und sorgen im Sonnenschein.
Ich spüre den Wechsel, der Leben heißt,
die offene Frage, die noch in mir kreist.
Ganz leis zieht Verstehen tief in mich ein,
bin auch so ein Wesen wie Baum, Busch und Stein.
Es endet doch alles – vermutlich zum Glück –
Ich lächle, entspann mich und lehn mich zurück.
Geborgen im Leben… Mich selbst weist es hin
auf Liebe, Erfüllung und tieferen Sinn.
16.6.2022
Die Liebe bleibt
Herbstzeichen im Sommer?
Wie wird mir so bang!
Abschied vom Leben,
vom Vogelgesang?
Noch schmecke ich Fülle,
das Grünen im Wald.
Doch ahne ich Stille
und Winde so kalt.
Ein jedes im Leben
beginnt und vergeht.
Bleibt nur die Liebe,
die webt und versteht.
Die Liebe, ein Samen,
der wächst und gedeiht
und anderen Leben
die Wärme verleiht.
Wird auch aus Gräsern
einst trockenes Heu,
bleibt doch die Liebe:
Sie blüht immer neu.
11.6.2022
Tja
Zuckersüß und leuchtend rot –
Der Sommer legt sein Angebot
mir vor die Füße, prall und rund.
Sein Duft betört schon meinen Mund.
Doch müsst ich viele Stunden pflücken
und meinen Rücken elend bücken.
Dazu bin leider ich zu faul,
denn riesig ist mein Menschenmaul.
Tja, manchmal muss ich mich bescheiden,
bei Faulheit halt die Gier vermeiden!
4.5.2022
Still schwebendes Glück
Still ziehen die Stunden.
Ich sitze und sinne,
betrachte mein Leben,
was ist und was war.
Gedanken umrunden
Verlust und Gewinne
in all meinem Streben.
Erkenntnis quillt klar.
Was zählt, ist die Nachsicht
mit andern und mir.
Wir lieben verschieden –
und selbstlos halt selten.
Doch auch wenn mein Herz bricht,
so bin ich jetzt hier
und mach meinen Frieden:
Ich lasse es gelten.
Ich sitze und sinne
und spüre die Freude,
die Größe der Welt,
die auch in mir lebt,
den Frieden tief innen,
das Hier und das Heute,
das nächtliche Zelt,
das Glück, das still schwebt.
27.6.2021
75
Bald 75, fast noch fit.
Mein Staunen wächst - Mein Dank wächst mit.
Ich träume noch von dem, was war:
von Lebenssinn mit Kinderschar,
von Glück, Erfüllung, Schicksalshieben,
Familie, Sohn und großen Lieben,
von all der Fülle, die ich lebte,
vom Muster, das mein Leben webte:
von bunt bis bleich, von hell bis dunkel,
von Jubelsang bis Not-Gemunkel.
Ich spür noch dieses ew´ge Streben
nach intensivem, vollen Leben.
Nun ist die Stille eingekehrt.
Das Alter hat sie mir verehrt.
Auch wenn ich einsam bin wie nie,
entspricht dies meiner Energie.
Denn auch der Seele Kräfte schwinden.
Muss anderswo mich nun verbinden.
Ich spüre hin, was mich erfüllt,
was heute mich in Freude hüllt:
Kontakte voller Güte, Frieden
sind mir zum Glück noch jetzt beschieden.
Auch lose Freundschaft, Akzeptanz
sind viel für mich, ja, Sternenglanz.
Sie lindern meine Schmerzen sacht
und trösten mich in dunkler Nacht.
Ich schau ins Grüne, in die Bäume
und fühle, hier sind meine Träume.
Hier geht´s mir gut, hier will ich sein,
in diese Fülle tauch ich ein.
Der Wald, mein Lebenselixier,
nimmt sanft mich auf, gibt Heimat mir.
Ich bin zwar alt. Mir fehlt der Schwung,
doch meine Träume bleiben jung.
All diese Wunder sind wie Sterne.
Sie zeigen mir: Du lebst noch gerne.
Voll tiefer Ehrfurcht hör ich´s raunen:
Es gibt so vieles, was zum Staunen!
Ich schau nach vorn, wohl auch zurück,
voll Dankbarkeit und tiefem Glück.
Was wünsch ich mir? Nie schlimme Schmerzen
und Freude tief in meinem Herzen.
21.6.2021
Am Tag nach meinem Geburtstag, dem 25.6.2021, erfuhr ich durch einen Zufallsbefund beim Arzt, dass ich eine schwere Erkrankung habe. So schnell kann´s gehen...
Unholde
Ein Unhold schleicht durch dunkle Nacht,
ein schlimmer, der schon kaltgemacht
so manche ahnungslose Maus.
Dem Nachwuchs schleppt er sie nach Haus.
Denn auch die bösen Jagdgestalten
wollen ihre Art erhalten.
Der jagt bald selbst mit Killer-Blick
und zieht sich dann am Tag zurück.
Doch leider ist das Jagen schwer
und manchmal bleibt der Magen leer.
Dann ist´s ein Glück zu wissen, wo
noch Haferflocken, wenn auch roh.
So schmatzt der Kleine noch am Morgen
und, Gott sei Dank, nun ohne Sorgen.
Und auch sein Schwanz, der abgebissen,
behindert nicht mehr so be….
Das Leben ist doch schön und gut!
Auch Misserfolg befördert Mut.
17.6.2021
Begnadet schöner Tag
Ein Sommertag mit warmer Luft,
mit Vogelsang und Kiefernduft,
mit Heiterkeit auf Schotterwegen,
mit leisem Groll trotz so viel Segen.
Ein Sommertag wie ein Gedicht,
ein Tag begnadet schön im Licht.
Nur ich, ich nörgle über Steine
und über alte, müde Beine.
Der Mensch als seines Glückes Schmied
liebt Selbstmitleid und Klagelied.
Drum kontrolliere dein Gefühl,
denn sonst verpasst du viel zu viel.
11.6.2021
Dümpelnder Sinn
Dumpf drückendes Wetter,
dumpf dümpelnder Sinn.
Ich geh´ durch den Wald,
weiß nicht, wer ich bin.
Ich wälze Probleme,
statt Schönes zu fühl´n,
erliege dem Sog,
im Schlechten zu wühl´n.
Ich grüble voll Ärger,
bin bös auf die Welt.
Vergesse dabei
die Hand, die mich hält.
Ich atme tief durch
und schaue ins Grün.
Wie hübsch sind die Blumen,
die plötzlich erblüh´n!
27.6.2020
Gelebter Traum
Wie kann dieser Sommer
denn schöner noch sein?
Es zwitschern die Vögel,
bin frei und allein.
Es summen die Bienen.
Walderdbeerenduft.
Und weit in der Ferne
der Kuckuck noch ruft.
Douglasien verströmen
betörend und süß
den Duft von Orangen
ins Traumparadies.
Ich lächle, umarme
den nächstbesten Baum
und träume mein Leben.
Ich leb´ meinen Traum.
25.6.2020
Beste Zeit
Graues Haar und grauer Sinn.
Du fragst, warum ich glücklich bin?
Mir tut nichts weh, kann laufen, lachen
und lauter schöne Sachen machen.
Genieß den Wald und leckres Essen
und werde nicht vom Wolf gefressen.
Bin Oma zwar, ne alte, zähe,
doch Rotkäppchen in meiner Nähe
erzählt nur dumme, dreiste Lügen!
Damit kann niemand mehr mich kriegen.
Altwerden birgt zwar manches Leid.
Doch jetzt ist meine beste Zeit!
13.6.2020
Veränderung
Als Kinder war´n wir unbefangen,
voll Übermut und dreist und frei.
Doch die Erkenntnis – schwer wie Blei –
war: Mitgefangen, mitgehangen.
Als Alte nun, nach langer Reise,
sind wir voll Umsicht und Bemüh´n.
Wir seh´n am Wege Blumen blüh´n
voll tiefer Freude - und sind weise.
11.6.2020
Sommerträume
Sommerträume
lächeln grün.
Zärtlich streicheln sie die Bäume
und lassen meine Seele blühn.
Träume: Schäume,
die verglühn?
Auch wenn ich nur vergeblich träume,
ich werd mich bis zuletzt bemühn.
Sommerträume
wollen blühn.
Mit Sehnsucht füllen sie die Räume,
ermuntern mich und lächeln kühn.
15.6.2019
Ich danke
Ich danke für mein Leben in Gesundheit,
für Menschen, die mich tragen durch die Welt,
für all die Freude, die in ihrer Buntheit
mich täglich neu erfüllt und munter hält.
Ich danke für den Wald mit seinen Bäumen,
für Pflanzen, Tiere, Menschen mit viel Herz,
für jede Hoffnung und für meine Träume
und jeden endlich überwund´nen Schmerz.
Ich danke für die Wunder dieses Lebens,
für alle, die voll Güte vor mir war´n,
für jedes Glück des Nehmens und des Gebens
und dafür, dass ich Liebe darf erfahr´n.
10.6.2019
Warme Junitage
Wie schön sind diese warmen Junitage
mit Vogelsang und zartem Blumenduft!
Wenn alles grünt und blüht, ist meine einz´ge Frage,
wohin der Wald mich denn wohl heute ruft.
Auf grüne Hügel, die beschwerlich zu besteigen,
mit weitem Blick auf Felsen, Wald und Seen?
In stille Winkel, wo die Bäume schweigen
und Winde zärtlich säuseln statt zu wehn?
Mein Leben strotzt vor Fülle und vor Freude.
Bin ich auch alt und bleibe ich allein,
so nutz ich doch den Tag, denn heut ist heute.
Kann denn ein Tag im Juni schöner sein?
10.6.2019
Junitage
Dies ist die Zeit,
wenn sanfte Morgenröte
die alte Welt mit neuem Licht erfüllt,
wenn warmer Wind behutsam meine Nöte
zum Kopf rausbläst und leise Sehnsucht stillt.
Dies ist die Zeit
der warmen Junitage,
wenn alles Grün tief atmet und gedeiht,
wenn Hoffnung schwillt und schweigend eine Frage
der Lösung harrt und reift als Frucht der Zeit.
Dies ist die Zeit,
wenn alte Wunden heilen,
Vertrauen letztlich größer ist als Stolz,
wenn Herz und Kopf nicht nur im Wald verweilen,
wenn wir geschnitzt sind aus ganz neuem Holz.
5.6.2019
Lebensmühen
Mich anpassen wollen
ein Leben lang.
Viel Mühe mir geben.
Stets Achtung ihm zollen.
Sein Leben mitleben.
Wie wurde mir bang!
Es war selbstverständlich:
Männliches Recht.
Als Frau sei bescheiden.
Doch endlich ist´s endlich.
Mag´s nun nicht mehr leiden.
Sich opfern ist schlecht.
Nun singen die Vögel
voll Lust und voll Mut.
Wie hübsch wächst der Farn!
Es steigt mein Glückspegel:
Kann Schönes erfahr´n.
Wie gut Grünes tut!
3.6.2019
Heilsame Stille
Stille ist hörbar,
wenn Herzen, die offen,
im eigenen Klopfen
den Lebenstakt hörn.
Stille ist hörbar,
wenn herrliche Blüten
mit Schönheit und Anmut
die Seele betörn.
Stille ist hörbar,
wenn Bäume leis rauschen
und endlich die Seele
zu baumeln anfängt,
wenn heiterer Frieden
im Herz sich ausbreitet
und jeden Gedanken
zum Guten hin lenkt.
30.6.2018
Sommerwonne
Der Sommer platzt
aus allen grünen Nähten.
Zeit, das zu tun,
was wir gern immer täten:
Wir sinken ein
in endlos grüne Weiten
im Sonnenschein,
genießen Urlaubszeiten.
Die Wiese blüht.
Ein Heupferd hüpft in Sprüngen
durchs Blumenmeer.
Wie froh die Vögel singen.
Der Wald steht prall
und strotzt vor lauter Leben.
Ich atme tief.
Was kann es Schönres geben?
Ich räkle mich
im Glück der Sommersonne,
versinke tief
in lauter Lust und Wonne.
26.6.2018
Glücklicher Sommer
Ich kann es nicht fassen,
was für ein Jahr!
Ein glücklicher Sommer,
wie keiner noch war.
Wärme umfängt mich
im sattgrünen Wald.
Und Freundschaft und Güte
geben mir Halt.
Die Sorgen des Lebens
drücken nicht mehr.
Was vorher so schwer war,
ist lang genug her.
Nun bin ich so alt
und fasse es nicht:
Mein jetziges Leben
strahlt plötzlich vor Licht.
Ich nutze den Tag
in Freiheit und Freude.
Wie schön ist mein Alter -
und heute ist heute.
5.6.2018
Dieses Gedicht widme ich voller Glück im Herzen meinem besten Freund.
Geburtstag
Geburtstag heißt: Leben und Dankbar-Sein,
Mich-Freuen an Waldgrün und Sonnenschein,
an Frieden im Herzen, Geborgenheit,
und, Freunde, dass treu ihr noch bei mir seid.
Geburtstag heißt Altern und Viel-mehr-Verstehen,
im Herzen zu wachsen und vorwärts zu gehen,
das Leben zu leben, zu akzeptieren,
verstehen, was schadet, warum wir so gieren,
erkennen den Beitrag, den wir erbringen,
und dankbar von Schönheit und Frieden singen.
Geburtstag heißt Rückschau und Nachdenklich-Sein:
Worin liegt Substanz, worin bloßer Schein?
Ich wünsch´ mir Gesundheit und sanftes Geschick
und Frieden im Herzen. Für mich ist das Glück.
25.6.17 bis 6.7.2017
Sommermorgen
Wie schön ist dieser Sommermorgen.
Die Luft vibriert vor Vogelsang.
Ein Tag, um endlich alle Sorgen
sanft loszulassen. Warum bang?
Die Welt geht weiter, unverdrossen.
Nichts bleibt, wie es mir gerade passt.
Doch Tränen, die ich still vergossen,
versickern nun samt ihrer Last.
Ein Sommer kommt. Ein Sommer geht.
Auch Jahre sind nur eine Frist.
Doch Frieden mir durchs Herze weht.
Ich sage ja zu dem, was ist.
Wie schön ist dieser Sommermorgen
voll Vogelsang und neuem Mut.
Im Sommerwald bin ich geborgen.
Hier grünt mein Leben, frisch und gut.
4.6.2017
Am 3.6.17 hat sich mein Lebensgefährte nach 24 gemeinsamen Jahren von mir getrennt. Er hat in seinem Altersheim eine neue Partnerin gefunden.
Die Gerste reift
Die Gerste reift
und wieder reift das Jahr.
Ich stehe starr -
erschreckt, was gestern war.
Das Alter greift
mit nimmermüden Händen
nach Leib und Geist.
Kein Schicksal kann es wenden.
Und doch: Was bleibt,
ist die stets frische Freude
am kleinen Glück,
dem großen Glück von heute.
12.6.2016
(Am 8.6.16 hatte mein Freund eine Art Schlaganfall.)
Lichtflecken tanzen
Schau, Lichtflecken tanzen
und lächeln mir zu.
Wie Waldfrieden tröstet!
Nun komm ich zur Ruh.
Sanft rauschen die Wipfel
im Morgenwindhauch.
Ich atme die Frische,
die Lebenskraft auch.
Ihr Wälder, ihr Brüder,
ihr kämpft, wie ihr lebt:
geduldig verharrend -
im Himmel verwebt.
Ich liebe die Bäume
im Hochsommerkleid,
ihr atmendes Leben,
das wächst und gedeiht.
Ich liebe das Licht,
das alles durchdringt,
das ewige Lied,
das auch in mir singt.
Ursprünglich: 28.6.15
Geändert: 30.6.15
Viel Gesicht
Viel Gesicht und wenig Haar -
Bin nicht die Frau, die ich einst war.
Lang und seidig, sinnlich, weich
war jung mein Haar - heut´ grau und bleich.
Wie die Frisur ist nun mein Sinn,
gefestigt, klar. Bin, die ich bin.
Leben heißt nun, mehr versteh´n,
voll Dankbarkeit das Schöne seh´n.
Leben heißt, Versteh´n genießen,
mit Frühlingstagen wieder sprießen,
sommertags mich auszudehnen,
mich im Herbst als Frucht zu wähnen.
Dann im Winter, kühl und klar
betrachte ich das Glück, das war.
Zwar erschreckt mich Abschiedsschmerz.
Doch tiefer Frieden füllt mein Herz.
Viel Versteh´n und wenig Haar -
Bin auch die Frau, die ich einst war.
12.6.15
Manchmal
Manchmal
nickt wissend
mein Schicksal mir zu:
Sorge
für dich, für
die Welt und dein Du!
Manchmal,
da träumt es
ein Märchen und streut
Taler
aus Sternen
hinein in mein Kleid.
Manchmal
summt stur es
des Lebens Weise,
mal hell,
mal dunkel,
mal laut oder leise.
Manchmal
tönt schrill es
durch Mark und Gebein:
Lebe
dein Leben!
Und nicht nur zum Schein!
Manchmal
mein Schicksal
heißt Angst, manchmal Mut.
Es quält
und es trägt.
Doch alles ist gut.
2.6.15
Himmelskinder
Die Sonne glitzert durch die Zweige,
liebkost mein träumendes Gesicht.
Der Wald schweigt still und ich ersteige
den Hügel fern im Sonnenlicht.
Ich weiß nicht, was mich treibt zu steigen,
mich so zu plagen ohne Zwang.
Was such ich hier im tiefen Schweigen
der alten Bäume steil am Hang?
Mein Atem keucht. Ich bleibe stehen
und lehne mich an einen Baum.
Ich kann die Ferne doch nicht sehen
und Weitblick bleibt wie stets ein Traum.
Da spricht der Baum in meinem Rücken:
“Schau, kleine Schwester, suchst du nicht
genau wie ich Sinn und Entzücken,
im ewig sanften, hellen Licht?”
Ich streichle seine alte Rinde
und schau hinauf ins dunkle Laub.
Ja, beide sind wir Himmelskinder,
gezeugt aus Licht und Sternenstaub.
25.6.14
Carpe diem
Die Welt ist voller Sorgen, Leid,
voll Ärger und Befangenheit,
voll Hinterlist und Tücken,
voll angesägter Brücken.
Die Welt ist schwarz und ist auch weiß.
Sie ist eiskalt und sommerheiß.
Sie bringt Verderben, duldet Mord,
und doch gewährt sie Schutz und Hort.
Die Welt ist schön. Sie bietet Stille,
der bunten Wälder Herbst-Idylle.
Sie gibt uns Liebe, Schönheit, Freude
und mahnt: Erschaffe dir dein Heute!
Carpe diem.
Nutze den Tag.
19.6.14
Kostbarkeit des Augenblicks
Verweile doch, du Augenblick!
Du bist so schön!
Mein Wunsch heißt Frieden, Freude, Glück
und heiteres Verstehn.
Doch tickt die Zeit.
Sie flüstert still,
was Kostbarkeit
mich lehren will.
Genieße jede Stunde dein.
Sie bringt Gewinn.
Du suchst nach Freude, leichtem Sein?
Auch Schmerz macht Sinn.
Es tickt dieZeit
ermahnt mich still,
dass ich auch Leid
erfahren will.
Nun weile ich im Augenblick -
im Sein vernetzt.
Und kommt ein Glück auch nicht zurück,
ich lebe jetzt!
13.6.14
Antrieb
Wir kämpfen um dies,
wir kämpfen um das,
gestalten die Welt
nach unserem Bild.
Dann sind wir erschöpft,
ohn´ Freude und Spaß,
und unsere Sehnsucht
bleibt ungestillt.
Ich kämpfe um dies,
ich kämpfe um das
und frage mich, was
treibt mich wirklich an?
Ein Ideal wie
Nur-Frieden-statt-Hass?
Das nicht allein.
Doch was treibt mich dann?
Ich schau meiner Seele
ganz tief in die Augen.
Da starrt sie, die Angst,
die alles bewegt.
Die Angst vor dem Ende.
Sie wird mich aussaugen!
Ich schiebe sie fort.
Ad acta gelegt.
Doch unsere Angst,
sie bleibt stur bestehen.
Denn unsere Kämpfe
besiegen nicht sie.
Mag ein Motiv
auch kommen und gehen,
den Frieden der Welt
erkämpfen wir nie.
6.6.14
Abendfrieden
Die Sonne neigt
ihr Haupt zum Abendfrieden.
Versinkend zeigt
sie mir: Genug gekämpft!
Mein Herz, es schweigt,
von Freud und Leid gemieden,
und Frieden steigt
in Traumes Welt. Gedämpft.
3.6.14
Leben
Schmerzen und Freude,
alles ist Leben.
Mit offenem Herzen
spür ich das Weben.
Die Welt zu erfahren,
ist mein Bestreben.
Mag mir das Schicksal
die Fülle geben.
Denn Leben ist Leben ist Leben...
16.6.13
Hitze
Brütende Hitze
trotz Schatten im Wald.
Schweigende Lüfte.
Mein Herzschlag hallt.
Ich gehe - mehr stehe -
und lausche dem Klang
verstummender Stimmen.
Kaum Vogelgesang.
Der Weg in der Sonne
flirrt gnadenlos heiß.
Dort tanzen die Geister
aus Feuer und Schweiß.
Sie drehn sich und drohen
und täuschen dabei.
Geburten aus Hitze,
flirrend und frei.
Ich schau in den Himmel
und suche nach Grau,
nach dräuenden Wolken
im endlosen Blau.
Jetzt kräftiger Regen,
für alle genug!
Auch für die Geister.
Verschwunden, der Spuk!
18.6.13
Ritter
Ein starker Ritter war mein Held.
Nun ist er tief gefallen.
Doch ist sein Panzer nicht zerschellt.
Er zeigt es noch mal allen.
Er strengt sich an und zappelt... zappelt...
So reich´ ich helfend ihm die Hand.
Schon hat er sich stolz aufgerappelt,
erhebt sich übers schnöde Land.
Mein Ritter ist mein starker Held.
Er wird den Kampf noch einmal wagen.
Er ist der Sieger dieser Welt
und lehrt mich, niemals zu verzagen.
12.6.13