August




Fallendes Blatt


Ein erstes Blatt, es fällt und fällt -
und mit ihm endet diese Welt.


Die andern werden ihm noch folgen,
in wildem Tanz mit Wind und Wolken,
dann abgestürzt auf nasse Erde,
verwebt ins ewge Stirb-und-Werde.


Ein erstes Blatt, es fällt und fällt
in eine Hand, die alles hält.


30.7.2023






 Mein Froschkönig


Einst pochte mein Herz.
Es brannte vor Liebe.
Herz und Herzschmerz.
Berauschende Triebe.


Ich bot ihm die Sanfte
mit seidigem Haar,
die Sinnliche, Weiche,
die ich teils war.


Dann sah er die Stärke,
die Selbstdisziplin,
mein Selbstvertrauen.
Sein Lob war dahin.


Ich ging ohne Freude.
Die Hoffnung erlosch.
Zum Glück leb ich heute
auch gut ohne Frosch.


29.8.2022






 Appell, das Glück zu sehen


Herrlich ist der Sommermorgen,
kühl und sanft und voller Glück.
Noch verborgen sind die Sorgen.
Schaue vorwärts, nicht zurück.


Golden ruht der Sonnenschein
oben in den Kiefernstämmen.
Atme tief, die Welt ist dein.
Nichts kann dein Glück noch hemmen.


Glück folgt deiner Dankbarkeit,
ist winzig klein und riesengroß.
Glück ist Liebe, Lebenszeit,
frisches Brot und weiches Moos.


Glück ist, was du zu sehn vermagst.
Fokussier dich, blende aus.
Such Gutes, das du nie beklagst.
Es gibt stets alles, wähle aus.


24.8.2022






 Schicksal


Heiß ist der Tag.
Vertrocknete Gräser stehn bleich und erstarrt.
Ächzende Welt
voll glühender Sonne, so reglos und hart.


Ende August.
Wird Regen je nahen? Der Himmel bleibt blau.
Trau ich dem Schicksal,
dem blinden voll Willkür? Es beutelt mich rau.


Blickrichtung Herz.
Ich schaue nach innen und spüre es leis:
Nicht blind ist das Schicksal,
es sieht wie ein Adler, weiß mehr, als ich weiß.


23.8.2022





Blickwinkel


Dies ist mein Tag,
wenn tiefe Stille
den Sommermorgen lächeln lässt,
wenn Frieden und Versöhnungswille
mehr ist als bloßer Zwang, der stresst.


Dies ist mein Tag,
wenn Wolkenschleier
die Sommerglut zum Schweigen bringt,
wenn feiner Nebel überm Weiher
wie ein Versprechen in mich dringt.


Dies ist mein Tag,
wenn jeder Schrecken
geheimen Zauber in sich birgt,
wenn Ängste Lebensgeister wecken
und Akzeptanz befreiend wirkt.


Dies ist mein Tag,
wenn pralles Leben
den Überfluss ins Herz mir senkt,
wenn Sommerfreuden mich durchbeben
und Staunen meine Blicke lenkt.


16.8.2022
 





 Vogelnachwuchs


Ist die Bagage endlich fit,
muss sie auf Futtersuche mit.
Vorbei das faule Schnabelsperren:
„Ernährt euch selbst, ihr Damen, Herren!
Das Nesthotel ist nun geschlossen,
ihr habt durch uns genug genossen!“


Die Jungen haben´s wohl gehört.
Sie sitzen fassungslos empört.
Erschreckt wird ihnen plötzlich klar:
Die Welt ist nicht mehr, wie sie war.
Solch Schicksal wurmt und ärgert sehr:
Es füttert einfach keiner mehr!


Im nächsten Jahr wird ihnen klar:
Die Welt bleibt immer, wie sie war.


9.8.2022






 Mein Sommermorgen


Schön ist die Welt!
Wie leuchtend und still
strahlt sie am Morgen!


Ein Häher schreit schrill.


Ich zucke zusammen.
Kopfkino beginnt.
„Stopp es doch einfach!“
flüstert der Wind.
„Alles ist endlich,
du lebst in der Zeit.
Es gibt keinen Anlass
für Panik und Leid.“


Richtig! Ich lerne –
Die Wahrheit ist schlicht:
Alles ist gut so.
Fürchte dich nicht.


7.8.2022




 Dieses Gedicht ist inspiriert durch Theodor Storms Meisterwerk „Über die Heide“. Ich hoffe, er verzeiht mir.



 Was bleibt


Durch einsame Wälder
schlurft müde mein Schritt.
Dumpf in der Erde
wandert es mit.


Sommer in Fülle,
Herbst nicht mehr weit.
Doch leer meine Seele,
einsame Zeit.


Hier tollte mein Hund froh,
hier spürten wir Glück.
Was bleibt, ist Erinnrung.
Es gibt kein Zurück.


Einsam durch Wälder
schlurft müde mein Schritt.
Doch Leben und Liebe
ziehn mit mir mit.


2.8.2022


Nachtrag, nicht zum Gedicht gehörend.


Wie hätte ein Recht ich
auf Trauer und Schmerz,
füllt doch die Liebe
noch immer mein Herz.





Spätsommer

 

Spätsommer duftet

nach Blüten und Stroh,

nach Lust, jetzt zu leben

voll Hoffnung und froh.

 

Spätsommer duftet

nach Dasein im Jetzt,

nach Spaß an der Fülle:

Mit allem vernetzt.

 

Spätsommer duftet

nach Lächeln im Schmerz,

nach tiefem Verstehen

und Frieden im Herz.

 

24.8.2020






Elfen

 

Sie drehen sich biegsam

im flirrenden Licht,

Sie flirten und fächeln.

Ihr Lächeln verspricht.

Dir winken die Elfen?

Mein Herz schier zerbricht.

Ich höre ihr Girren.

Doch ich seh sie nicht.

 

18.8.2020





Hätt ich mal

 

Manchmal steckt man einfach fest.

Es geht nicht vor und nicht zurück.

Du fühlst: Das gibt mir jetzt den Rest.

Wo bleibt denn mein verdientes Glück?

 

Dann merkst du: So ist´s doch bequem,

brauch nicht viel tun – es geht mir gut.

Mein Leben ist doch angenehm.

Brauch keine Flamme, nur die Glut.

 

Dein Alltag bleibt nun ewig so.

Einst bist du alt und fühlst die Qual:

Was wäre, wenn… Wär ich dann froh?

Du seufzt und denkst: Ach, hätt ich mal…

 

14.8.2020






Hitze genießen

 

Die Sonne heizt.

Sie heizt voll Lust und Häme.

Bin eingebeizt

in Schweiß, dass ich mich schäme.

 

Ein Wolf nicht mal

frisst solche Stinkebrocken.

Voll Salz - doch schal -

kann keinen mehr ich locken.

 

Gott sei´s gedankt,

was Jahre endlich schafften:

In mir verlangt

nichts mehr nach Leidenschaften.

 

Die Sonne heizt.

Nicht mäkeln! Nie verdrießen!

Was mich jetzt reizt,

ist, ALLES zu genießen.

 

12.8.2020





Reife

 

Der Sommer reift

und mit ihm seine Kinder.

Ein Häher keift.

Ich denke schon an Winter.

 

An stille Zeit,

an Einsamkeit und Frieden,

Geborgenheit

und Wege abgeschieden.

 

Ich schau ins Grün

und such doch nur die Farben,

die in mir blühn.

Die sprießen aus den Narben.

 

Mein Tal liegt still.

Es glüht im fahlen Lichtschein.

Was ich einst will?

In mir zu Hause sein.

 

3.8.2020





Verzeihen

 

Verzeihen, loslassen, unbeschwert sein

ist zwar viel Arbeit. Doch muss es sein.

Denn unbeschwert gehen, befreit von viel Last,

heißt Frieden und Freiheit, Leben, das passt.

Verzeihen heißt Segen für den, der es tut.

Es öffnet das Herz für Freude und Mut.

 

Verzeihen tut gut.


29.8.2019





Mein Kreuz

 

Die Welt ist schön, doch voller Kreuze.

 So viele wurden abgestellt.

Warum nur trug ich meins so lange?

Warum hat es mich so gequält?

 

Nun steht´s auch da, zurück gelassen,

das Kreuz, das mich oft schwer gedrückt,

ein Kreuz wie viele an den Straßen.

Ich brauch´s nicht mehr. Bin tief beglückt.

 

Adieu, mein Kreuz, du warst kein leichtes.

Auch ich für dich nicht ideal.

Wir trennen uns, denn heute reicht es!

Ich lass dich los: Es war einmal...

 

28.8.2019




Spätsommerglück

 

Ein Lebenstag, still, heiß und scheu.

Die Bäume brutzeln in der Sonne.

Der Sommer reift und dennoch neu

ist mir mein Tag voll purer Wonne.

 

Ich spür das Glück, das Glück im Heute.

Wie schön ist diese Sommerwelt!

Ich atme tief, bin voller Freude.

Wie sehr mein Leben mir gefällt!

 

28.8.2019






Sommerwölkchen

 

Sommerwölkchen, Wattebäusche.

Zauberwelt aus Licht und Luft.

Zärtlich dämpft der Wald Geräusche,

beschenkt mein Herz mit seinem Duft.

 

Sanft verfliegen meine Träume.

Bin von Illusionen leer.

Träume sind halt doch nur Schäume.

Hab keine Kraft für Kämpfe mehr.

 

Lächelnd schau ich in die Bläue:

Herz, willst du noch fliegen, sag?

Fliege mutig - ohne Reue.

Genieße deinen neuen Tag.

 

13.8.2019






Flügel


Ich habe Flügel. Ich muss fliegen.

Lass deinen Kescher aus der Hand.

In deinen Armen möcht ich liegen,

zu fliegen in ein fernes Land.

 

Ein Land, in dem wir uns nur stützen,

das freie Räume offen lässt,

in dem wir unsren Zielen nützen.

Statt Freiheitsrest wiegt warmes Nest.

 

Auch du hast Flügel. Du musst fliegen.

Auch du willst ganz dein Leben führn.

Selbst wenn wir uns im Arme liegen,

so wolln wir dennoch Freiheit spürn.


  

19.8.2018

 





Neuer Mut

 

Ein Mensch, der manchen Weg beschritten,

der ausgelotet auch das Leid,

der mutig Hochs und Tiefs durchlitten,

der glaubt am Schluss: Ich bin gefeit.

 

Im Alter kann nichts mehr passieren.

Die Illusionen gibt´s nicht mehr.

Ich hab genug vom Ausprobieren.

Hat nicht gelohnt. Nun bin ich leer.

 

Ich bin allein. Ich bin gesund.

Ich lebe gern auf mich gestellt.

Ich komme klar – selbst ohne Hund -

und freue mich an dieser Welt.

 

Ich wandre heiter unter Bäumen.

Und nur fürs Altsein brauch ich Mut.

Hab endlich aufgehört zu träumen.

Denn auch allein ist alles gut.

 

Da kommt es anders als erwartet.

Das Schicksal lacht mir zu verschmitzt:

Du bist doch längst neu durchgestartet.

Hab Mut, dein Glück ist aufgeblitzt.

 

14.8.2018






Daheim

 

Wälder und Seen

aus Zeiten uralt,

Felsen, die stehen

verzaubert im Wald.

 

Hier bin ich geborgen,

hier möchte ich sein.

Es schweigen die Sorgen,

du Wahlheimat mein.

 

Bäume sind Schwestern,

sie weiten mein Herz.

Was quälte mich gestern?

Geheilt ist mein Schmerz.

 

Hier finde ich Heimat,

denn hier will ich sein.

Hier wird mein Herz satt.

Für immer daheim.

 

10.8.2018





Einmal
 
Einmal
ist einfach alles vorbei,
die Jugend, die Liebe,
die Träume, der Mai.
Vorbei. Ja, vorbei.
 
Einmal,
da kippt die Realität.
Die Erde verdorrt.
Es welkt, was gesät.
Zu spät. Ja, zu spät.
 
Einmal,
da ruft dich die Stille im Wald,
der Urgrund des Lebens,
die Tiefe, die hallt.
  Ach? - Jetzt bist du, alt.
 
Einmal,
da tut sich ein Weg vor dir auf.
Er scheint dir zu steinig,
führt endlos bergauf.

Nun lauf schon! Los, lauf!
 


1.8.2018





 
  Spätsommer
 
Der Sommer reift und färbt die ersten Blätter.
Die Buchen glänzen schon im gold´nen Hauch.
Am Himmel dräuen letzte Hitzewetter.
Die Ernte reift - Ich reife auch.
 
Mein Schritt bergan ist kräftig, doch voll Mühe.
Ich tauche ein in Waldes Einsamkeit.
Wie frisch war ich noch morgens in der Frühe.
Jetzt, nach dem Mittag, plagt mich Müdigkeit.
 
Doch voller Trost umfangen mich die Bäume.
Sie wissen nichts von Herbst und Abschiedsschmerz.
Ich werde still und fühle: Meine Träume
vom Glück im Alter weiten mir das Herz.
 
29.8.2017



 

 

 

 Flirrendes Licht
 
Die Blätter haben Sommersprossen.
Der Wald steht still, dass es mich schreckt.
Noch sing ich leise, unverdrossen.
Doch wer flirrt dort, vom Licht geweckt?
 
Ich starre in die Glitzerbäume.
Mein Gott, ist dieser Sommer heiß!
Wirr gleite ich in Zwischenräume,
und weiß nicht mehr, was ich sonst weiß.
 
Vor Schreck erstarr ich, flüstre leise:
“Was willst du, flirrende Gestalt?”
Sie dreht wie irrend sich im Kreise -
und löst sich auf im Licht im Wald.
 
27.8.16

 

 

 

 

 

Mein Herbst
 
Dies ist mein Tag,
wenn erste Nebel schweifen
und an den Hügeln sich wie Geister dreh´n,
wenn Äpfel rot wie Vogelbeeren reifen
und weiche Winde wild mein Haar aufbläh´n.
 
Dies ist mein Tag,
wenn mich die sanfte Freude
des satten Walds im Herzen tief erfüllt,
wenn ich von Staub
und Schweiß mich endlich häute
und Herbst sein reifes Antlitz mir enthüllt.
 
Dies ist mein Tag,
wenn ich vergnügt erwache
mit neuem Schwung und Mut und Zuversicht,
wenn ich wie einst
voll Unbeschwertheit lache.
Dies ist mein Herbst mit seinem milden Licht.
  
26.8.15

 

 

 

 

 

 

Die Tasse

Die Tasse stand auf einem Tisch
und dachte sich frank, frei und frisch:
Wie schön die Vögel draußen fliegen!
Das wär für mich auch ein Vergnügen!
So sprang sie hoch. Im großen Bogen
ist sie beglückt vom Tisch geflogen.
“Ach, ist das schön!” – Dann tat´s nen Schlag.
Das war der Tasse letzter Tag.

Und die Moral von der Geschicht:
Mach nie zu große Sprünge nicht!


3.8.15

 

 

 

 

Abschied
 
Der Sommer geht
und schweren Herzens lasse ich ihn ziehen.
Wenn Herbstwind weht,
schau ich nach Blumen, die erblühen.
 
Doch Glück verweht.
Vertraute Freunde haben mich verlassen.
Mein Herz versteht:
Was bunt und froh war, wird nun bald verblassen.
 
Doch Herbstzeit lädt
auch ein, den tiefen Schmerzen zu entfliehen.
Im roten Schein
des Abendlichts wird auch mein Leid verglühen.
 
Wenn Herbstwind weht,
dann tropfen Tränen mild auf pralle Pflaumen.
Das Leben sät
von allem viel. Was bleibt, ist stilles Staunen.
 
2.8.2015

 

Ich widme dieses Gedicht meinem lieben, alten Freund Helmut G. Er verstarb am 26.7.2015.
Vor ihm verstarb am 2.1.2015 mein anderer alter Freund aus Jugendzeiten Walter O.
Ich bin tief dankbar für unsere lebenslange innere Verbundenheit.

 

 

 

 

 

 

Letzte Sommertage

Das Leben grünt.
Doch erste Eicheln fallen.
Und unverblümt
Schon bleiche Nebel wallen.

Der Sommer schweigt.
Er macht nun lange Pausen.
Ein Blatt sich neigt
im ersten Herbstwindbrausen.

Ich schweige still
und öffne mich dem Neuen,
weiß, was ich will:
Die Wesen schaun, die scheuen.

Im Dunst dort drehn
sich lautlos Nebelfrauen.
Die Schleier wehn
so bleich. Mich packt das Grauen.

Komm, Sommer, jag
das Schattenvolk von dannen!
Noch grünt mein Tag.
Noch lässt die Angst sich bannen.

 29.8.14

 

 

 

 

 

Der Sommer reift

Der Sommer reift.
Noch hängen letzte Kirschen
vergessen überm alten, müden Land.
Mein Auge schweift
voll Lust nach Süßem, Frischem.
Doch schließlich ruht es festgebannt.

Der Sommer reift
und mit ihm kommt das Alte,
die trock´nen Blätter und das müde Gras.
Ein Häher keift.
Und wenn ich innehalte,
erschreck´ ich sehr vor dem halb leeren Glas.

Der Sommer reift
und drohend zaust ein Windstoß
mein starr und wirr geword´nes Silberhaar.
Das Alter greift
nach mir und plagt mich achtlos
und schenkt doch Lebensfülle ganz und gar.

 14.8.14

 

 

 

 

 

Für Butze

 

Mein treuer Freund

und guter Begleiter,

nun werden wir alt

und tun uns schon schwer.

Zwar geht es noch weiter.

Doch Abschiedsgedanken

schmerzen mich sehr.

 

Ich schau dich still an,

seh keinerlei Ängste,

nur gleichbleibend ruhige Gelassenheit.

Du fürchtest kein Ende,

auch wenn unsre längste

gemeinsame Strecke

versank in der Zeit.

 

Butze, mein Held,

mein treuer Gefährte,

dich schrecken nicht Sorgen

noch Ängste, noch Pein.

In deiner Welt

zählen nur Werte

wie Bratwurst und liebes Geborgensein.

 

Butze, mein Held,

was lern ich von dir?

Es ist, wie es ist, und kommt, wie es kommt.

Noch versinkt nicht die Welt.

Was zählt, ist das Hier.

Noch leben wir glücklich,

denn noch sind wir WIR.

 

 

2.8.13