Zwischen Fischbach und Ludwigswinkel

Die Straße Fischbach-Salzwoog führt durch ein landschaftlich besonders malerisches Tal, das Faunertal. Hier reihen sich in einem Wiesengrund zwischen Wäldern viele romantische Seen aneinander. Einer der ersten liegt besonders versteckt. Auf seinem Damm wachsen alte, sturmerprobte Bäume. Besonders die Eichenstämme sind dicht mit grüngrauen, wuscheligen Flechten überzogen. Solche Flechten schaden den Bäumen nicht. Sie sind im Gegenteil ein erfreuliches Anzeichen von sauberer Luft.


Geodaten:

N 49° 5,754´    O 7° 40,739´    Höhe: 232 m


 


Wassermännchen 

Sicher, sie müssen verwandt sein, die großen furchteinflößenden Wassermänner, die wir von Bildern her kennen, und die lustigen, kleinen Wassermännchen aus den hiesigen Seen. Dabei sehen sie sich so gar nicht ähnlich! Die gefährlichen großen Wassermänner tauchen plötzlich aus dem Meer auf. Sie schauen grimmig in die Runde und fuchteln mit ihrem Dreizack wild in der Luft herum. So ein Dreizack schaut zwar nur aus wie eine Mistgabel, kann einen aber doch ganz schön erschrecken. Genau das bezwecken die großen Wassermänner. Sie wollen, dass wir uns vor ihnen fürchten. Kaum aber haben sie uns tüchtig Angst eingejagt, tauchen sie wieder unter und werden nie mehr gesehen. 

Ganz anders die kleinen Wassermännchen aus den hiesigen Seen. Sie lassen sich nicht gern von Menschen beobachten. Aber sie mögen uns. Den Fischbachern und Ludwigswinklern sind sie sogar richtig dankbar. Denn die haben in früherer Zeit viele Fischteiche angelegt. Die meisten davon werden inzwischen nicht mehr gebraucht und stehen unter Naturschutz. Hier lebt es sich einfach herrlich! Zumindest wenn man ein Frosch, Fisch oder eine Ente ist - oder ein Wassermännchen! 

In dem kleinen versteckten See neben der Straße von Fischbach nach Salzwoog leben gleich mehrere Wassermännchen. Hier kommt nur selten ein Mensch vorbei. So können sie ungestört ihrer Arbeit im See nachgehen. Und da es so still ist und niemand schaut, klettern sie sogar im hellen Tageslicht auf die Grasinseln und sonnen sich. Sie räkeln sich genüsslich, gähnen faul und trocknen ihre haarigen, grünen Bäuchlein.

Sollte trotzdem mal ein Mensch vorbeikommen, erschrecken sie fürchterlich, lassen sich blitzschnell ins Wasser fallen und tauchen unter. Denn beobachtet werden möchten sie auf keinen Fall.

Deshalb toben und spielen die Wassermännchen auch erst im Dunkeln. Besonders bei Vollmond werden sie übermütig. Dann ist ihr Lieblingsspiel Verstecken. Sie klettern auf die Bäume rund um den See und verbergen sich hinter dicken Ästen. Oder sie springen in den Schlamm und tauchen so weit unter, dass nur noch die Nase und die Kulleraugen herausgucken. Wenn sie gefunden werden, quietschen und jaulen sie vor Vergnügen. Oder sie erschrecken die anderen mit plötzlichem lautem „Uhuhuhuuuu“ oder „Krrrrrrrr“ oder „Wauwauwau“. Das finden alle zum Totlachen komisch.  

Aber so manchem Autofahrer, der nachts auf der nahen Straße unterwegs ist, läuft ein kalter Schauer über den Rücken. Er fragt sich, von was für unheimlichen Tieren wohl diese schaurigen Geräusche stammen könnten. Die Wassermännchen toben derweil munter weiter. Sie keckern wie eine Ziege „Mähähä“ oder rufen wie ein Uhu „Schuhuhuu“ und merken gar nicht, wie gruselig sich ihre Laute für uns Menschen anhören. Zum Fürchten! 

Tagsüber aber herrscht friedliche Stille. Höchstens schnattert mal eine Ente, oder ein Frosch quakt. Der See liegt ruhig, und die Wassermännchen sind untergetaucht und gehen in der Tiefe ihrer Arbeit nach. Aber ihre Spuren sind noch überall zu sehen.  

Wo? Ihr müsst nur die Bäume am Ufer genau betrachten. Dort, wo die Wassermännchen beim Versteckspiel hinauf- und hinunterklettern, bleiben ihre Haare oft in der Rinde hängen. Seht euch also besonders die rauen Stämme der Eichen an. Hier stecken in den Ritzen der Rinde viele wuschelige, grüne Haare. Sie sind ein bisschen struppig und ein bisschen weich und so grün wie das Seewasser. Und dieses wuschelige Haarzeug reicht bis in die Krone der Bäume hinauf. Soweit eben, wie die Wassermännchen beim Spielen hinaufklettern. 


Manche Leute sagen, dieses grüne Wuschelzeug seien Flechten. Sie wissen es halt nicht besser. Denn sie haben noch nie ein  Wassermännchen gesehen - und schon gar nicht seine grünen, struwweligen Haare am Bäuchlein.