Rösselsweiher bei Ludwigswinkel

(Geschrieben ca. 2008 - Überarbeitet 2018)

 

Malerisch im Wald verborgen liegt am Ortsrand von Ludwigswinkel ein verträumter kleiner See, der Rösselsweiher.
 

Geodaten

N  49°  4,192´      O 7°  39,179´      Höhe: 249 m




Die Eiselfen vom Rösselsweiher 

Es ist ein eiskalter, sonniger Februartag. Dicke Schneepolster bedecken die Welt. Die jungen Tännchen im Wald sehen aus wie weiße Zwerge. Ein herrlicher Tag für einen Spaziergang zum Rösselsweiher! 

Die beiden jungen Mütter bummeln mit ihren Kindern durch den Wald. Der Schnee knirscht unter ihren Tritten. Ab und zu zieht eines der größeren Kinder an einem Ast und springt schnell zur Seite. Hui, wer jetzt nicht aufpasst, bekommt eine Schneelawine auf den Kopf! „Iiii!“ Ist das ein Kreischen und Lachen und Prusten! „Warte, gleich zahl´ ich´s dir heim!“ Die Kinder tollen umher, bis sie außer Puste sind und ganz rote Backen haben.   

 


Beim Rösselsweiher kehrt Ruhe ein. Alle sind außer Atem und froh über die Pause. Still wie ein eisiger Spiegel aus Glas liegt der See vor ihnen. Zerbrechlich sieht er aus. Kein Wunder, denn es ist noch nicht lange kalt. Das Eis würde nicht tragen. Es ist auch nicht einheitlich gefroren. Hinten am Rand ist es noch dunkel. Aber dort in der Mitte glänzt es im Sonnenschein. Wie es glitzert und flimmert! Wieso liegt dort kein Schnee?

Plötzlich reißen die Kinder ungläubig die Augen auf und starren auf die glänzende Fläche. Auch die Mütter glauben nicht, was sie dort sehen. Im flirrenden Sonnenlicht bewegt sich etwas! Es ist fast durchsichtig und ganz zart. Wenn es nicht so glitzern und strahlen würde, wäre es überhaupt nicht zu erkennen. Es dreht sich und schwebt!  Ja, es schwebt! Und das Durchsichtige da, das ist ein Ärmchen, und das, was sich so schnell bewegt, sind glitzernde Beinchen! So klar schimmernd wie Eiszapfen! Das zarte Geschöpf bewegt sich fröhlich zu einer unhörbaren Musik. Es trippelt und trappelt und schwebt und springt. Es ist eine Elfe, eine Eiselfe! Ihre langen silbernen Haare fliegen im Tanz und glitzern dabei im Sonnenlicht wie tausend Sterne. Die Eiselfe tanzt und tanzt. Sie dreht sich und hüpft und schwebt und wirbelt herum. Dabei berühren ihre winzigen Füßchen kaum das Eis. Sie tanzt schwerelos im flirrenden Licht.

Plötzlich tauchen weitere Eiselfen auf. Auch sie funkeln in der Sonne wie Sterne, wirbeln umeinander und reichen sich die Hände…  

Die Augen der Kinder werden größer und größer. Sie stehen wie versteinert und starren zu den Elfen hinüber. Doch plötzlich juchzt die kleine Janna laut los und klatscht dazu in die Hände. Die Eiselfen erstarren. Sie drehen sich um, entdecken die Menschen und - lösen sich augenblicklich in Nichts auf.

Verschwunden ist das Tanzen und Schweben und all das überirdische Geglitzer. Wie schade! Wie unendlich schade! Sogar die Sonne zieht sich enttäuscht hinter eine Wolke zurück. 

 


Die Kinder aber stehen noch lange sprachlos. Ungläubig blicken sie auf die Eisfläche. Das war das Geheimnisvollste, was sie je gesehen haben! Ihr ganzes Leben lang werden sie diese zarten und glitzernden Eiselfen auf dem Rösselsweiher nicht vergessen.