Ausflug in mein Schneckental

21.1.2018


Vor einer Woche bin ich mal wieder in mein früheres Schneckenrevier, das Berntal zwischen Leistadt und Kallstadt an der Weinstraße, gefahren. Natürlich war mir klar, dass im Winter keine Gehäuseschnecken aktiv und die alten, leeren Häuschen schon verspeist sind. Aber da ich dort seit ca. zwei Jahren nicht mehr hin konnte, wollte ich unbedingt schauen, ob ich nicht doch noch mal ein Schneckenhäuschen finden könnte.

 


Es war ein trüber und nasser Tag.



Das Berntal ist insoweit eine Besonderheit, als es ein Quertal am Rande der Weinstraße (also zwischen Pfälzerwald-Randgebirge und Rheintal) ist, das von Kalkfelsen eingefasst wird. Im Tal selbst gibt es viel Buschwerk und auch alte Streuobstwiesen. Fast überall sind die Hänge neben den Wegen mit alten Trockenmauern aus Kalksteinen gesichert. Die Sonnenseite der Talränder ist in Terrassen angelegt, die früher mit Wein bepflanzt waren. Heute sieht man außer wucherndem Gebüsch nur noch kleinere Wiesenflächen. Oberhalb der Talränder wächst Wein.

 



Die Talhänge werden an vielen Stellen von Kalkfelsen mit Magerrasen begrenzt. Das Gebiet steht unter Naturschutz.

 



Für mich verblüffend waren ein paar blühende Pflanzen. (Dort herrscht halt Weinstraßen-Klima.) Eine Nelke. Weiß jemand, ob das eine Karthäusernelke ist?

 


Winterjasmin.  




Auf dem sonnigen, trockenen Magerrasen an den oberen Tal-Rändern standen noch viele alte Golddisteln.



Dazwischen lagen noch jede Menge alter Häuschen der Östlichen Heideschnecke (Xerolenta obvia, auch Weiße Heideschnecke).

 


Warum im Westen die Östliche und nicht die Westliche Heideschnecke? Die gibt es nämlich auch. Geografisch gesehen wäre dies ja logischer. Aber die hier in Massen vorkommenden Gehäuse haben oft Streifen, die in starkem Kontrast zum hellen Untergrund stehen und die scharf abgegrenzt sind. Die Streifen der Westlichen oder Gemeinen Heideschnecke sind verwaschener, auch oft auf bräunlichem oder sogar rötlichem Grund. Diese Schnecken hier sind in ihrer Grundfarbe immer fast weiß. Auf ihrer Unterseite lösen sich bei manchen Exemplaren die Streifen auch in Bänder aus Punkten auf. Bei der Gemeinen Heideschnecke gibt es das nicht.  

Die Gehäuse, die ich fand, waren natürlich alle verwittert. Nur zwei Exemplare strotzten noch vor Schönheit und Kontrast. Als ich sie betrachtete, fiel mir der trockene Schleim in der Öffnung auf. Die zwei lebten also noch und waren sogar aktiv. Bei den Östlichen Heideschnecken kommt das angeblich auch im Winter vor.  


Östliche Heideschnecke

 



 Bei den Trockensteinmauern im Talgrund und an den Hängen leben viele Weiße Turmschnecken (Zebrina Detrita). Ihre stabilen Gehäuse erhalten sich länger als andere dünnschaligere Häuschen.  Diesmal habe ich sogar drei junge Gehäuse gefunden. Das freut mich besonders, da ich jetzt weiß, wie es aussieht, wenn sie wachsen.

 


Außerdem habe ich noch ein paar Riemenschnecken-Gehäuse gefunden (Helicodonta obvoluta). Die faszinieren mich wegen ihrer konkaven Delle in der Mitte und wegen ihrer “dreieckigen” Öffnung.



 

Drei Glanzschnecken konnte ich auch noch entdecken. Vielleicht handelt es sich um die Große Glanzschnecke (Oxychilus draparnaudi), vielleicht auch um eine andere Art. Glanzschnecken gibt es viele Arten, die in Frage kommen könnten.



Zuletzt fand ich noch ein Gehäuse, von dem ich im ersten Moment annahm, dass es ein kleines, verwittertes Bänderschnecken-Haus sein könnte. Aber es hatte einen deutlichen Nabel. Falls der 1/7 des Durchmessers ausmachen sollte, müsste es sich um eine Genabelte Strauchschnecke (Fruticicola fruticum) handeln. Falls er 1/5 des Durchmessers haben sollte, wäre es wohl eine Große Laubschnecke (Euomphalia strigella). Zwischen diesen beiden Schneckenarten blicke ich noch nicht durch. Für mich ist es schwer zu entscheiden, wo solch ein Nabel anfängt und wo er aufhört. Wie also muss ich messen?   Zwei weitere winzige Häuschen ordne ich der gleichen Art zu.