Wieder mal im Berntal, meinem Schneckental

15.2.2020


Den Valentinstag soll man mit seinen Lieben verbringen. Also habe ich mich zu meinen Schnecken im Berntal an der mittleren Weinstraße aufgemacht. In dieser Jahreszeit sieht es schneckenmäßig leider immer dürftig aus. Lebende kriechen noch nicht herum, und die leeren Gehäuse sind schon in den Mägen kalkhungriger Vögel verschwunden.
Sogar das Wetter schien nicht gerade vielversprechend.


Der einzige Vorteil am Februar ist, dass die Vegetation um die alten Kalktrockenmauern herum noch mickrig ist.



Einige alte und ziemlich verwitterte Häuschen waren dann doch zu entdecken.


Riemenschnecken – Helicodonta obvoluta


Weiße Tumschnecken - Zebina dedrita


Glanzschnecken - Familie Oxychilidae


Schließmundschnecken – Familie Clausiliidae


Plötzlich entdeckte etwas Neues, ein recht großes, verwittertes Gehäuse (2,1 cm), flach und sehr ähnlich in der Form wie das der Weißen Heideschnecke – Xerolenta obvia -, die es oben auf der an das Tal anschließenden Höhe auf den Magerrasen zuhauf gibt. Kurz darauf habe ich noch eines, genauso groß, entdeckt.


Es könnte sich dabei um die Große Felsenschnecke (Chilostoma cingulatum) handeln. Das wäre allerdings eine kleine Sensation. Hoffentlich kann ich bei späteren Suchen noch einmal solche Exemplare entdecken.






Hier die neu gefundenen Gehäuse zusammen mit den Gehäusen der Weißen Heideschnecke (Xerolenta obvia). Sie erinnerten mich durch ihre flache Form an diese, sind allerdings weit größer und haben im Gegensatz zu diesen eine verdickte Lippe und einen nach außen gebogenen Wulst an ihrer Öffnung. Außerdem ist diese stark abgesenkt, was bei der Weißen Heideschnecke nicht zutrifft.




Zur Erholung noch mein erstes Blümchen, ein Valentinstags-Gelbstern, und die ersten Weidenkätzchen.




17.2.2020


Natürlich haben mir die neu entdeckten Gehäuse keine Ruhe gelassen.

So habe ich zwei Tage später einen neuen Anlauf gemacht, noch solch ein Haus zu finden, das eventuell der „Großen Felsenschnecke“ zugeordnet werden könnte.

Da ich ahnte, was auf mich zukommen würde, wollte ich vorher noch Kraft tanken. An diesem Abschnitt der Weinstraße blühen die Mandelbäume sehr früh. Also habe ich Ausschau gehalten. Alle Knospen waren leider noch geschlossen.

 

 

Also habe ich noch einen Abstecher nach Deidesheim zur alten Jesuitenmandel gemacht. Das ist der Mandelbaum, der oft lange vor allen anderen blüht. Er hat wie die meisten alten Mandeln fast weiße Blüten. Seine Früchte sind groß und sollen sehr wohlschmeckend sein.
Die Jesuitenmandel blühte!

 

 

 


Nun aber auf ins Berntal.



Ich arbeitete mich Quadratmeter für Quadratmeter vor - auch die unteren, aber dennoch steilen Terrassenhänge hoch. Immer durchs nasse Gras und durch den genauso nassen Pflanzenbewuchs. Über Stock und Stein, vor allem viel Stein.

 

 

Zu meiner Freude entdeckte ich bald einige der ungewöhnlichen Gelbsterne. Ungewöhnlich, da sie verschieden viele Kronblätter haben, mal sechs, mal acht und – wenn ich das richtig erkennen kann – sogar mal sieben.





Stinkende Nieswurze sind immer wieder schön. Vor allem, wenn sie wie diese nicht stinken.

 

 

Weiter ging die „Kletterei“, bergauf, bergab, auch an den Kanten der Terrassenmauern entlang (dabei leide ich sehr unter Höhenangst). Ich sagte mir: Stell dich nicht an, atme gleichmäßig weiter! Du stürzt schon nicht ab. Tat ich auch nicht. Nur: Ich fand kein neues Gehäuse, was eine Felsenschnecke hätte sein können.

Dabei habe ich so gesucht und so genau geguckt! Die steilsten Stellen habe ich sogar mit Allradantrieb bewältigt. Aber, ach, sie blieb verschwunden, die große Unbekannte.

Dafür stolperte ich immer und immer wieder über Knochen. Hoffentlich nicht die der letzten Schneckensucherin!

 

 

 

Mit zunehmendem Frust und zunehmender Erschöpfung sah ich schon in jedem Stein und jeder Wurzel warnend dreinblickende Gestalten: Pass nur auf, du!

 


Doch plötzlich erlebte ich etwas, was mich so aus der Bahn haute, dass ich nicht mal Fotos davon machte.

Ich fand Gestreifte Weinbergschnecken (Helix lucorum)!

Hinter denen bin ich schon seit Jahren her. Ein Nachbar hatte mir mal ein Haus geschenkt, das er ca. 20 km von meiner Wohnung, also 100 km weg vom Berntal, gefunden hatte. Dort hatten diese Nachbarn eine Pferdeweide.

 

Und nun lagen sie vor mir: Gestreifte Weinbergschnecken! Nicht nur eine, sondern gleich vier. Alle relativ nah beieinander. Vielleicht hatten sie sich im Angesicht ihres Endes noch bei den Händen gehalten? Diesen wundersamen Geschöpfen traue ich alles zu…

So sehen sie aus:


Bei hereinbrechender Dunkelheit fuhr ich heim. Und der Himmel hing voller Geigen.