Von Heimweh, Schnecken und anderen Köstlichkeiten

21.1.2018


Nach langer Zeit konnte ich Ende Januar 2018 wieder einmal meine frühere Heimat mit meinen alten Schneckenrevieren, die Rheinauen und Altrheinauen bei Lampertheim, besuchen. Früher wohnte ich ganz in der Nähe und empfand die dortige Auenlandschaft einfach als "normal". Heute erkannte ich, wie umwerfend schön sie ist.



Hier, in einem dicht bewachsenen Stück Altrhein-Aue, habe ich immer viele Schnecken gefunden. Heute aber war niemand unterwegs.


         

Auch diese Schwarzmündige Bänderschnecke verschlief lieber die trockenen Zeiten.


Also bin ich zum Neurhein gefahren. So nennt man im Ried den Rhein, um ihn vom Altrhein sprachlich besser zu unterscheiden.

 

Wie schön auch die Rheinauen sind, ist mir dieses Mal erst so richtig aufgefallen. Dabei war ich wegen meiner Schneckensuche nicht mal in den malerischten Ecken.


Soweit zu diesem Lebensraum der Schnecken.

 

Hier neben dem Rhein kenne ich ein völlig unattraktives Auwäldchen mit relativ jungen Ahornbäumen. Die Besonderheit ist, dass es regelmäßig überschwemmt wird. So sind dort immer leere Schneckenhäuschen zu finden.


So auch diesmal. Ich fand überall reichlich Gehäuse, vor allem aber in Schwemmnestern, die noch vom letzten Hochwasser zurückgelassen wurden.

 


Ich sammelte alles, was noch eine relativ intakte Oberfläche hatte. Aus diesen ca. 150 Häuschen sortierte ich zu Hause die besten aus und war dann einige Zeit damit beschäftigt, sie zu bestimmen (so gut ich das kann, Fehler würden mich nicht wundern).

An ein paar Bäumen waren diese dicken Beulen zu sehen (gut 4 cm groß). Das waren doch sicher Kinderstuben? Aber von wem?

Im Nachhinein stellte sich heraus, dass es sich nicht um Insekten-Kinderstuben handelte, sondern um einen Stäublings-Schleimpilz.



Dies war meine Schneckenausbeute:


Weißmündige Bänderschnecken (Cepaea hortensis)


Die Schwarzmündige Bänderschnecke (Cepaea nemoralis)


Die Gefleckte Schnirkelschnecke oder Baumschnecke (Arianta arbustorum)


Die Genabelte Strauchschnecke (Fruticicola fruticum). Sie ist etwas kleiner als die Bänderschnecken. Es gibt sie in zwei Varianten, einer mehr rötlichen, etwas dickschaligeren, die auch ein wenig Trockenheit aushält, und einer gelblicheren Variante, die dünnschaliger und empfindlicher gegen Trockenheit ist.

 

Die Rote Laubschnecke oder Inkarnatschnecke (Monachoides incarnatus). Sie ist noch ein wenig kleiner und hat einen nur kleinen, aber auch offenen Nabel.


Auch ein paar Gehäuse aus der Familie der Glanzschnecken waren dabei (Familie Oxichilidae).

Ihre Gehäuse sind sehr zerbrechlich und zerfallen sogar im schützenden Behälter nach einiger Zeit. Umso erstaunlicher finde ich es, dass man manchmal sogar im Winter solch ein Tierchen mit blauschwarzem Körper und glänzendem Gehäuse kriechen sieht.

 

Dies sind Riemenschnecken (Familie Helicodontidae). Das sind diese putzigen Dingerchen, deren Häuser nicht nach außen, sondern nach innen gewölbt sind.


Ein paar wenige Weiße Turmschnecken (Zebrina detrita) habe ich auch gefunden.

An sich lieben die andere Standorte als nasse Rheinauen. Vermutlich wurden sie hierhin geschwemmt.

 

Außerdem fand ich zwei ausgeblichene Gehäuse von Bernsteinschnecken (Familie Succineidae). Bisher hatte ich erst einmal eine gefunden, umso größer war meine Freude.


Mein Highlight aber war ein Fund, mit dem ich nie und nimmer gerechnet hätte.

Eine Sumpfdeckelschnecke. Das ist keine Land-, sondern eine Wasserschnecke. In ihrem Gehäuse steckte noch eine zweite, recht kleine Sumpfdeckelschnecke. Die große ist fast so groß wie eine kleinere Weinbergschnecke, nur etwas schlanker.

 


Ich nehme an, dass meine Sumpfdeckelschnecke (und die kleine) bei Hochwasser aus ihrem Wasserbiotop heraus- und in diesen Bereich hineingeschwemmt wurde. Als das Wasser zurückging und der Boden trocken wurde, ist sie wohl vertrocknet.

Vielleicht hat sich die kleine in das noch nasse Gehäuse der großen verkrochen und ist dann darin vertrocknet. Aber wer weiß das schon?

So traurig das Schicksal der beiden auch ist, mich freut mein Fund ganz wahnsinnig.